Und wieder lässt Twitter eine neue Enthüllung vom Stapel. Sie dokumentiert, wie tief der «Deep State» in sozialen Medien eingriff.

Es gab «eine organisierte Anstrengung von Vertretern der Nachrichtendienste, die leitende Angestellte von Nachrichten- und Social-Media-Unternehmen ins Visier nahm», um den Nachrichtenfluss zu beeinflussen, schreibt Journalist Michael Shellenberger im siebten Teil der Twitter Files.

Wer seine Nachrichten vom Zwangsgebühren-finanzierten Staatsender SRF bezieht, hat allerdings keine Ahnung davon.

Sucht man auf der SRF-Website nach «Twitter Files», findet man: nichts.

Zwar berichtet SRF detailreich darüber, wie schädlich Elon Musk für Twitter sei. Und dass Twitter-Nutzer Elon Musk – gemäss einer von ihm selbst lancierten Umfrage – rauswerfen wollen. Doch über die jahrelange Zensur und politische Einflussnahme beim weltgrössten Kurznachrichtendienst herrscht bei SRF auf allen Kanälen gähnende Leere.

«SRF ist unabhängig, […] garantiert publizistische Qualität, […] pflegt Vielfalt im Programm» preist sich der Sender in einer illustren Broschüre beim zahlenden Publikum an und zählt auf, «was dank Ihrer Gebühren möglich ist».

Ist es möglich, dass SRF die «Twitter Files», über die die ganze Welt berichtet, tatsächlich mit keinem Beitrag erwähnt?

Wir fragen nach.

«Bei SRF wird die Themenwahl von den Kriterien Relevanz und Publikumsinteresse bestimmt. In jeder Publikation muss sich diese Gewichtung spiegeln», antwortet die Medienstelle mit Verweis auf die publizistischen Leitlinien von SRF.

Vor diesem Hintergrund sei der Entscheid zu verstehen, «dass SRF in der aktuellen Causa um Twitter andere Aspekte stärker gewichtet hat».

«Stärker gewichtet»? SRF legt den Fokus seiner Twitter-Berichterstattung voll und ganz auf «andere Aspekte». Dass Twitter unliebsame Ansichten und Tweets unterdrückt oder gar komplett zensiert hat. Dass Nutzer selektiv und heimlich auf «schwarze Listen» gesetzt wurden. Das Geheimdienste in der Twitter-Top-Etage ein- und ausgingen. Das ist den SRF-Machern keine Meldung wert.

«Nach unserer Einschätzung interessiert sich unser Publikum aktuell vor allem für die konkreten Pläne von Elon Musk mit Twitter», lässt Michael Bolliger, stellvertretender Chefredaktor Audio, auf unsere Anfrage hin verlauten.

Wie kommt die «Einschätzung» des Publikums-Interesses im Haus SRF zustande? Durch Handauflegen? Telepathie? Oder könnte es sein, dass die SRF-Macher an demselben Syndrom leiden wie die ehemaligen Twitter-Bosse: Links senden, rechts ausblenden?

Aber auch für die treue SRF-Klientel gibt es Hoffnung auf Licht.

Stellvertertreter Bolliger: «SRF beobachtet die Recherche von Matt Taibbi und seinem Team weiterhin und wird das Thema voraussichtlich zur gegebenen Zeit aufnehmen.»