Welche Mittel soll die Schweiz für das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) zur Verfügung stellen? Statt wie 2023 ein Betrag von zwanzig Millionen Franken floss im laufenden Jahr nur die Hälfte des Geldes des Vorjahres. Grund sind Anschuldigungen der Verwicklungen von Mitarbeitern der Uno-Organisation in die Anschläge der Hamas. Geht es nach dem Nationalrat, bekommt die UNRWA gar keine Mittel mehr, der Ständerat positioniert sich im Dezember. Schon am Donnerstag diskutiert die zuständige Kommission des Stöckli über das Thema.

Hinter den Kulissen versucht die UNRWA, das Parlament dazu zu bringen, auf den Entscheid zurückzukommen. Dorothee Klaus, Direktorin der UNRWA Libanon, reiste dieser Tage in die Schweiz, um Politikern und dem Aussendepartement ihre Sicht der Dinge darzulegen. Auch die Weltwoche traf die 55-jährige gebürtige Süddeutsche, die seit dreissig Jahren in verschiedenen Funktionen im Nahen Osten tätig ist, zu einem Gespräch.

Seit ihrer Vertreibung 1948 aus dem Staatsgebiet von Israel leben allein im Libanon rund 250.000 Palästinenser – teilweise bereits in der fünften Generation, weil eine politische Lösung für ihre Notlage ausbleibt. Sie sind Bürger zweiter Klasse, sind von der libanesischen Staatsbürgerschaft ausgeschlossen und verbleiben daher in ihrem Flüchtlingsstatus. Sie können viele Berufe nicht ausüben, und die Hälfte von ihnen haust weiterhin in ihnen zugewiesenen Camps. Die UNRWA kümmert sich um Gesundheitsversorgung, Bildung und betreibt Schulen.

Klaus hofft, dass die Schweizer Politik die UNRWA nicht fallen lässt. Mit deutlichen Worten erinnert sie an die humanitäre Tradition der Schweiz, die Rolle, die die UNRWA für die Stabilität und das soziale Gefüge hat. Zudem werde die Organisation reformiert. «Lassen Sie uns bitte nicht im Stich», so ihr Appell. Ob er gehört wird, wird sich schon bald weisen.