Noch nie seit wir Rösti essen, stand einer so unter scharfer Beobachtung wie dieser: Albert Rösti, 56 Jahre alt. Aus Frutigen, Bern. Bundesrat.

Wie wird er in die Geschichte eingehen? Als Mann, als Politiker, der seine eigene Karriere hinter das Wohl des Landes stellte, das er zu hüten und zu pflegen geschworen hatte? Als Berner Christoph Blocher? Oder als Politiker, der seine eigenen Überzeugungen, seine eigene Meinung schamlos leugnet, um als allgemein gelobter, konsensfähiger Funktionär ohne Rückgrat eine lange Karriere in der obersten Behörde des Landes anzustreben – in einer Wilhelm-Tell-Parodie? Der vor dem Hut des Vogtes die eigene Stirn in den Strassendreck drückt, um nicht in Gefahr zu geraten, den Apfel vom Kopf seines Sohnes schiessen zu müssen?

Spannend. Spannend. Versuchen wir, sein Problem einzuordnen. Fast sehen wir schon einen Rösti auf den Knien. Doch vielleicht müssen wir uns dereinst entschuldigen. Hoffnung ist immer erlaubt. Selbst bei Politikern.

Das Problem: Als Albert Rösti aus Frutigen noch nicht geschworen hatte, immer, ausschliesslich und nur das Wohl des Landes zu hüten und zu pflegen, war er Mitglied einer Schar wütender Menschen, die es satthatten, jeden Tag vom grössten Lautsprecher des Landes ununterbrochen mit linken Parolen, Ansichten und Ratschlägen bombardiert, belehrt zu werden. Und als Schweizer, die ihr Land lieben, ständig so respektlos behandelt zu werden.

Er stellte sich vorbehaltlos hinter eine Initiative, die die gesetzlich legitimierte Steuer für jeden Haushalt von 335 Franken an den Koloss hinter dem linken Lautsprecher per Volksabstimmung halbieren wollte.

Doch dann schlug die gnadenlose Politik zu. Die Künstler des Möglichen, wie sie sich gerne nennen, denen die linke Propagandamaschinerie SRG als wichtigstes Marketinginstrument für die eigene Karriere dient, fanden schlitzohrig den Trick heraus, wie man den SRG-Kritiker zum SRG-Diener machen konnte. Sie krönten ihn zu deren Chef. Nun würde er zum Rebellenbundesrat, wenn er sich nicht dem Konsens im Bundesrat beugen würde, dass die SRG so gross wie eine staatliche Behörde sein musste, um ihren linken Auftrag erfüllen zu können.

Sah Albert Rösti sich schon als zweiter Christoph Blocher, zur Abwahl freigegeben, als er mit dem Gegenvorschlag zur Halbierungsinitiative schon das eine Knie in den Strassendreck setzte? Er schlägt vor, die SRG-Steuer um 35 Franken auf 300 Franken zu kürzen – bis 2029.

Wohl wissend, dass die Millionen, die der SRG so entgehen würden, von den rund einer Million neuen Haushalten, die der Bundesrat wahrscheinlich bis 2029 durch Einwanderung in die Schweiz ermöglichen würde, kompensiert werden könnten.

Die Spannung ist hoch. Wie turnt der Rösti aus Frutigen aus dem linken Morast? Hilft er mit, dass unser Service public in Tat und Wahrheit weiterhin nur ein Service pour la gauche ist?

Oder geht er als Vater eines modernen Service public in die Geschichte ein, der die behördlichen Ansagen auch wieder über die sozialen Medien ins Bewusstsein der jungen Schweiz bringt, die sich längst von der Belehrungsbehörde SRG distanziert hat?