Für Joe Biden war die Präsidentschaftsdebatte eine brutale Blamage. Selbst die New York Times rechnete schonungslos mit «ihrem» Präsidenten ab: «Biden kann so nicht weiterfahren», «er muss aus dem Rennen ausscheiden», «Gott stehe uns bei».

Trump war diszipliniert, fokussiert und verbuchte gegen den fossilen Biden einen klaren Sieg.

War es ein Pyrrhussieg?

Lange hat man im Weissen Haus und in der Parteileitung der Demokraten jegliche Diskussion über einen Biden-Ersatz im Keim erstickt. Wer sich gegen eine erneute Kandidatur des greisen Chefs wandte, galt als Usurpator.

Doch im Wahldrama 2024, das Shakespeare’sche Züge trägt, zeichnet sich eine Wende ab.

Nach Bidens Havarie von Donnerstagnacht ist die Partei in Panik. Die Debatte über einen Austausch ihres Kandidaten ist voll entbrannt.

Vizepräsidentin Kamala Harris ist kein valabler Ersatz. Ihre Zustimmungswerte liegen noch tiefer im Keller als jene von Biden.

Eine Gruppe demokratischer Kongressabgeordneter haben hinter den Kulissen offenbar eine Art «Notoperation» lanciert. Gemäss der New York Times werden potenzielle Nachfolger, darunter Gavin Newsom, Gouverneur von Kalifornien, angefleht, einzuspringen.

Bis zum Konvent der Demokraten Ende August öffnet sich ein kleines Fenster. Es kursieren Theorien, wonach demokratische Gallionsfiguren wie Barack Obama, Nancy Pelosi, Bill Clinton und Chuck Schumer einen gemeinsamen Effort unternehmen könnten, Biden zu einem Verzicht zu bewegen.

Die Frage drängt sich auf: Ist Trump in eine Falle getappt? In eine, die er sich selbst gestellt hat?

Der gestrige Schlagabtausch fand zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt statt. Nie wurde eine Präsidentschaftsdebatte vor Ende September ausgetragen.

Es war Trump, der auf eine frühe Debatte drängte. Seit Monaten hat er Biden zum Duell aufgefordert, «jederzeit, überall». Sein Team schlug vier Debatten vor, eine erste im Juni, wie sie jetzt erfolgte.

Auch Funktionäre der Demokratischen Partei machten sich für die Verschiebung des Zeitpunkts und deren frühere Beendigung der Debatten stark. Sie würden die Veränderungen in der «Struktur unserer Wahlen» widerspiegeln. Und auch «die Interessen der Wähler», die heutzutage oft sehr früh ihre briefliche Stimme abgeben.

Der frühe Debatten-Triumph könnte für Trump zum Boomerang werden.

Ein frischer demokratischer Kandidat könnte ihm den Wind aus den Segeln nehmen. Unentschlossene Wähler oder von Biden enttäuschte Demokraten könnten ihre Stimme gegen Trump einlegen. Und ihm so die Rückkehr ins Weisse Haus vereiteln.

Die 3 Top-Kommentare zu "Triumph oder Pyrrhus-Sieg: Nach Bidens Debatten-Desaster entflammt bei den Demokraten die Suche nach einem Ersatz-Kandidaten. Ist Trump in eine Falle getappt, die er sich selbst gestellt hat?"
  • Franz Böni

    Wenn die Demokraten jetzt alles richtig machen, könnte es tatsächlich für Trump eng werden. Für die Welt ist eine Trump Präsidentschaft ein Hoffnungsschimmer, die Eskalation in der Welt zu stoppen.

  • schweizbeneider

    Biden oder nicht, die Woken haben weltweit fertig :-) und das ist gut so.

  • Ice 2 drü

    Letzte Woche noch hatte Ringier Chefpropagandist G. Felder in einem Artikel positiv über den senilen Opa berichtet und das die vielen Situationen, in den Opa Joe ziemlich schlecht aussah gar nicht schlimm waren. Solche positiven Beiträge waren in diversen Käseblättern zu finden. Und heute nun heisst es „Ende der Kandidatur“, „politischer Selbstmord“ usw….