Am 28. Januar 2025 trat Milos Vucevic, Premierminister Serbiens, von seinem Amt zurĂŒck. Diese Entscheidung fiel inmitten anhaltender Proteste, die das Land seit Monaten in Atem halten. Vucevic begrĂŒndete seinen Schritt damit, dass ein RĂŒcktritt notwendig sei, um das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung wiederherzustellen.

Die Proteste hatten im November 2024 ihren Ausgangspunkt. In Novi Sad stĂŒrzte das Vordach eines Bahnhofs ein und riss fĂŒnfzehn Menschen in den Tod. Dieses UnglĂŒck löste landesweite Empörung aus. Besonders Studenten zeigten offen ihren Unmut. Sie boykottierten Vorlesungen, besetzten zentrale PlĂ€tze und organisierten unbewilligte Demonstrationen, die vor allem in StĂ€dten wie Belgrad und Novi Sad grosse Menschenmengen mobilisierten. Schnell wurde klar, dass es nicht nur um das BahnhofsunglĂŒck ging. Die Demonstranten machten Korruption und Missmanagement in der Regierung fĂŒr die Probleme im Land verantwortlich.

PrĂ€sident Aleksandar Vucic Ă€usserte sich mehrfach zu den Protesten und betonte die Bedeutung von StabilitĂ€t und nationaler Einheit. Er warnte vor den Gefahren, die eine Eskalation der Lage mit sich bringen könnte. Gleichzeitig sprach er sich klar gegen Gewalt aus und rief die Protestanten zu einem Dialog auf. Er zeigte VerstĂ€ndnis fĂŒr einige ihrer Anliegen und rĂ€umte ein, dass es in der Verwaltung Reformbedarf gebe. Vucic stellte konkrete Verbesserungen in Aussicht.

Doch der PrĂ€sident zeigte sich auch kritisch. Er Ă€usserte den Verdacht, dass bestimmte Protestgruppen von politischen oder auslĂ€ndischen Interessen beeinflusst sein könnten. FĂŒr ihn war klar: VerĂ€nderungen mĂŒssen durch demokratische Prozesse wie Wahlen erreicht werden, nicht durch den Druck der Strasse. Auch die Störung öffentlicher Veranstaltungen und kultureller Einrichtungen durch Demonstranten verurteilte er entschieden.

Die Studenten hingegen werfen der Regierung vor, demokratische Prinzipien zu untergraben und Korruption zu tolerieren. Ihr Widerstand richtet sich nicht nur gegen das UnglĂŒck in Novi Sad, sondern gegen den gesamten Zustand der politischen FĂŒhrung. Sie fordern tiefgreifende Reformen.

In erster Linie fordern sie eine umfassende AufklĂ€rung des UnglĂŒcks in Novi Sad und strafrechtliche Konsequenzen fĂŒr die Verantwortlichen. DarĂŒber hinaus verlangen sie Reformen, die Korruption bekĂ€mpfen und mehr Transparenz in staatliche Institutionen bringen. Sie kritisieren die ineffiziente Verwendung öffentlicher Gelder und fordern mehr Investitionen in Bildung, Gesundheit und Infrastruktur. Ein zentraler Punkt ist der Schutz demokratischer Prinzipien, darunter eine freie Presse und unabhĂ€ngige Institutionen. Zudem möchten die Studenten stĂ€rker in politische Entscheidungen eingebunden werden, da sie sich von der Regierung ignoriert fĂŒhlen.

Gewalt gegen Studenten, aber auch die Störung der öffentlichen Ordnung durch die Demonstrationen haben eine starke Polarisierung in der Gesellschaft verursacht. WÀhrend einige die Demonstranten als HoffnungstrÀger sehen, warnen andere vor einer Radikalisierung, die die angestrebten Lösungen gefÀhrden könnte. Auf beiden Seiten steht viel auf dem Spiel.

Nach dem RĂŒcktritt Vucevivs befindet sich Serbien an einem politischen Wendepunkt. Vorgezogene Parlamentswahlen könnten bereits im MĂ€rz stattfinden. PrĂ€sident Vucic schloss die Bildung einer Übergangsregierung aus, kĂŒndigte jedoch eine umfassende Umbildung der aktuellen Regierung an. Der Ausgang dieser Wahlen wird massgeblich darĂŒber entscheiden, ob das Vertrauen in die staatlichen Institutionen wiederhergestellt werden kann.

Der RĂŒcktritt des Premierministers ist ein bedeutender Moment fĂŒr Serbien. Ob dieser Schritt jedoch ausreicht, um die Unzufriedenheit der Bevölkerung zu besĂ€nftigen, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur, dass die kommenden Wochen entscheidend fĂŒr die politische Zukunft des Landes sein werden.