Die Nationalsozialisten praktizierten sie, Stalins Regime, und Nordkoreas Diktatur praktiziert sie noch heute: die Sippenhaftung. Sie bedeutet, unschuldige Verwandte für die Verbrechen eines Angehörigen haftbar zu machen.

Hans Weidel kann man nicht mehr haftbar machen, er ist tot. Aber zum Glück lebt eine Enkelin. Noch besser, sie heisst Alice und ist Chefin der AfD. Mit akribischem Aktenstudium hat das Springer-Blatt Welt am Sonntag herausgefunden, dass Opa Hans Mitglied der SS und Militärrichter war, der im besetzten Warschau Todesurteile verhängte.

Ein Nazi-Schwein also. Da fällt der Apfel nicht weit vom Stamm, nicht wahr? Enkelin Alice war auch schon als Nazi-Schlampe verunglimpft worden. Man sieht die Absicht, und man ist angewidert. Das war schon so, als man Annalena Baerbocks Nazi-Grossvater ausgrub. Weder sie noch Weidel haben etwas mit den Taten ihrer Vorväter zu tun.

Der Bericht über Weidel hat null Nachrichtenwert. Aber darum geht es gar nicht. Es geht um das uralte Diffamierungsprinzip, das die Römer mit semper aliquid haeret beschrieben: Irgendwas bleibt immer hängen.

Seriöser Journalismus ist es jedenfalls nicht.