Eskalationsrhetorik und ein Versprecher: Was sich die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock leistet, geht längst auf keine Kuhhaut mehr.

Am Montag trat sie bei einer Veranstaltung der Bundesakademie für Sicherheitspolitik in Berlin auf. In einer Rede griff sie Russland scharf an und sagte laut einem Video unter anderem: «Ideologisch ist Putins Russland auf dem Weg in den Toteldraismus.» Sie meinte natürlich «Totalitarismus». Ein Versprecher. Normalerweise keiner Rede wert. Jeder verspricht sich mal. Doch sind Versprecher bei Baerbock nicht nur mal der Fall. Und als Aussenministerin ist man auch nicht jeder.

Gewiss: Leicht liesse sich über sprachliche Unzulänglichkeiten mit einem Schmunzeln und etwas gutem Willen hinwegsehen, wenn, ja wenn es auf der inhaltlichen Ebene nicht nur genau so rumpeln würde. Die Aussenpolitik der Bundesrepublik war von jeher ruhig, zurückhaltend, mit viel Bedacht und diplomatisch ausgelegt. Aus guten historischen Gründen … Und gerade darin lag ihre Stärke.

Mittlerweile ähnelt das Niveau der deutschen Aussenpolitik zumindest in Bezug auf Russland dem Niveau in einer Box-Bretterbude auf der Kirmes.

Lauthals Stärke demonstrieren. Lauthals den Gegner vor dem Kampf runterputzen. Lauthals dem Überlegenheitsgefühl freien Lauf lassen.

Welch eine erbärmliche Vorstellung. Zwar schreit Baerbock bei ihren Auftritten nicht mit ihrer Stimme, aber wer sich ihre Worte anhört, weiss: Diese Aussagen richten Schaden an. Wer auf dem diplomatische Parkett mit Schlittschuhen unterwegs ist, darf sich nicht wundern, dass das Parkett danach schwer beschädigt ist.

«Putins Russland wird auf absehbare Zeit die grösste Gefahr für unsere Sicherheit in Europa bleiben. […] Wir werden unser Europa, jeden Quadratzentimeter unseres Europas und unserer Freiheit, verteidigen», sagt Baerbock.

Das ist keine Diplomatie. Das ist eine Politik der Konfrontation. In diesen Worten ist der Krieg zwischen Nato und Russland bereits angelegt.

Fern der Realität. Unverantwortlich. Und so falsch wie der «Toteldraismus».

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Zuletzt von ihm erschienen: «Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen. Das Corona-Unrecht und seine Täter», Rubikon.