Putin hat sich in den «Bunker» zurückgezogen, wie es in Moskau heisst – eher sinnbildlich als buchstäblich. Aus Angst vor einer Ansteckung reduzierte er die physischen Kontakte zur Aussenwelt auf ein Minimum.

Wer sind die Männer, die jetzt noch in engem Kontakt zu ihm stehen, die Einfluss auf ihn haben? Eine kurze Innenansicht in den «Bunker».

Sergei Schoigu (66): Ausgerechnet der Mann, der noch unter dem inzwischen verhassten Präsidenten Boris Jelzin Karriere gemacht und den russischen Katastrophenschutz aufgebaut hat, gilt heute als engster Vertrauter des Präsidenten. Der ebenso brachiale wie kraftstrotzende Tuwiner – ein Turkvolk im südsibirischen Altai-Gebirge – ist als Verteidigungsminister auch die wichtigste Stütze in Putins Machtpoker. Als Angehöriger einer nationalen Minderheit hätte er zudem wenig Chancen auf das Präsidentenamt – weshalb seine Machtfülle für Putin weniger bedrohlich ist.

Wiktor Solotow (68): Er stand schon als Leibwächter von Boris Jelzin während des Putsches von Altkommunisten 1991 auf dessen Seite auf einem Panzer vor dem «Weissen Haus» in Moskau. Als Leibwächter von Putins Chef, Sankt Petersburgs Bürgermeister Anatoli Sobtschak, kam der KGB-Mann dem heutigen Präsidenten näher und wurde zu einem seiner engsten Vertrauten. Seit 2016 kommandiert er die unter Putin neu aufgebaute Nationalgarde – in der Kritiker eine Privatarmee des Kreml-Chefs für die Unterdrückung von Aufständen und Demonstrationen sehen. Ebenso wie Putin neigt Solotow zur Gossen-Sprache, ist aber deutlich hemdsärmeliger als sein Chef und droht Kritikern schon mal Prügel an.

Nikolai Patruschew (71): Er kennt Putin noch aus gemeinsamen Tagen beim KGB in Petersburg. Als Geheimdienstchef war er die Streitaxt seines alten Kollegen, heute ist er als Chef des mächtigen Sicherheitsrates die Feuerwehr, und wenn es irgendwo brennt, ist er schnell persönlich zur Stelle – auch im Ausland. Zwar KGB-Mann durch und durch, gilt er doch als der Gemässigte im inneren Zirkel. Er soll gegen den Überfall auf die Ukraine gewesen sein, leichte Diskrepanzen mit dem Chef wurden sogar öffentlich sichtbar. Aber er konnte sich nicht durchsetzen.

Dmitri Peskow (54): Der gelernte Diplomat diente sich in der Pressestelle zum Chefsprecher Putins hoch. Formell hat er damit zwar keine Macht. Aber ständig Zugang zum «Körper Nummer eins», wie Putin im Kreml-Jargon genannt wird. Und dieser Zugang bietet gerade in diesen Zeiten totaler Abschottung des Staatschefs mehr Einfluss als die meisten Ämter. Was im Westen geflissentlich übersehen wird. Peskow steuert den gesamten russischen Medienapparat.