New York
Der Schlüssel zur wirtschaftlichen Entwicklung und zur Überwindung der Armut sind Investitionen. Im Prinzip sollte die Welt als ein zusammenhängendes System funktionieren. Die reichen Länder sollten den armen Ländern, die dringend ihr Human-, Infrastruktur-, Natur- und Wirtschaftskapital aufbauen müssen, reichlich Finanzmittel zur Verfügung stellen. Das Geld sollte von den reichen in die armen Länder fliessen. In dem Masse, in dem die Schwellenländer reicher werden, werden Gewinne und Zinsen als Rendite in die reichen Länder zurückfliessen.
Das ist eine Win-win-Situation. Sowohl reiche als auch arme Länder profitieren davon. Arme Länder werden reicher; reiche Länder erzielen höhere Renditen, als wenn sie nur in ihre eigene Wirtschaft investieren.
Endstation Notaufnahme
Seltsamerweise funktioniert das internationale Finanzwesen nicht so. Reiche Länder investieren hauptsächlich in reiche Volkswirtschaften. Die ärmeren Länder erhalten nur ein Rinnsal an Mitteln, das nicht ausreicht, um die Armut zu beseitigen. Das Problem ist, dass Investitionen in ärmere Ländern zu riskant erscheinen. Das ist richtig, wenn wir die kurze Frist betrachten.
Nehmen wir an, die Regierung eines einkommensschwachen Landes möchte Kredite aufnehmen, um das öffentliche Bildungswesen zu finanzieren. Die wirtschaftlichen Erträge der Bildung sind sehr hoch, aber es dauert zwanzig bis dreissig Jahre, bis sie sich einstellen, da die heutigen Kinder erst dann in den Arbeitsmarkt eintreten. Die Darlehen haben jedoch oft nur eine Laufzeit von fünf Jahren und lauten auf US-Dollars und nicht auf die Landeswährung.
Angenommen, das Land leiht sich zwei Milliarden Dollar, die in fünf Jahren fällig werden. Das ist in Ordnung, wenn die Regierung in fünf Jahren die zwei Milliarden Dollar mit einem weiteren fünfjährigen Kredit refinanzieren kann. Bei fünf Refinanzierungskrediten mit einer Laufzeit von jeweils fünf Jahren verzögert sich die Rückzahlung der Schulden um dreissig Jahre, bis die Wirtschaft genug gewachsen ist, um die Schulden ohne weiteren Kredit zurückzuzahlen.
Zusammenarbeit ist gefragt, statt endlose, zerstörerische und katastrophale Kriege zu führen.
Doch irgendwann wird es dem Land wahrscheinlich schwerfallen, die Schulden zu refinanzieren. Vielleicht werden die Investoren durch eine Pandemie, eine Bankenkrise an der Wall Street oder unsichere Wahlen verschreckt. Wenn das Land versucht, die zwei Milliarden Dollar zu refinanzieren, wird es vom Finanzmarkt ausgeschlossen. Da es nicht genügend Dollars zur Verfügung hat und keinen neuen Kredit erhält, kommt es zu einem Zahlungsausfall, und es landet in der Notaufnahme des Internationalen Währungsfonds (IWF).
Was dann folgt, ist kein schöner Anblick. Die Regierung kürzt die öffentlichen Ausgaben, es kommt zu sozialen Unruhen, und die Verhandlungen mit den ausländischen Gläubigern ziehen sich in die Länge. Kurzum, das Land wird in eine tiefe finanzielle, wirtschaftliche und soziale Krise gestürzt.
Da sie dies im Voraus wissen, bewerten Rating-Agenturen wie Moody’s und S & P Global die Länder mit einer niedrigen Kreditwürdigkeit, die unter dem «Investment Grade» liegt. Dies hat zur Folge, dass ärmere Länder keine langfristigen Kredite aufnehmen können. Die Regierungen müssen langfristig investieren, aber kurzfristige Kredite zwingen die Regierungen zu kurzfristigem Denken und Investieren. Ausserdem zahlen die armen Länder sehr hohe Zinssätze. Während die US-Regierung für einen Kredit mit dreissig Jahren Laufzeit weniger als 4 Prozent pro Jahr zahlt, muss die Regierung eines armen Landes für einen Kredit mit fünf Jahren Laufzeit oft mehr als 10 Prozent zahlen.
Der IWF seinerseits rät den Regierungen der ärmeren Länder, keine grossen Kredite aufzunehmen, sondern lieber auf Bildung (oder Strom, sauberes Wasser oder befestigte Strassen) zu verzichten, um eine künftige Schuldenkrise zu vermeiden. Die Situation ist untragbar geworden. Der ärmeren Hälfte der Welt wird von der reicheren Hälfte gesagt: Dekarbonisiert euer Energiesystem, garantiert eine universelle Gesundheitsversorgung, Bildung und Zugang zu digitalen Diensten, schützt eure Regenwälder, sorgt für sicheres Wasser und sanitäre Einrichtungen und vieles mehr. Und doch sollen sie all dies mit einem Rinnsal von Fünf-Jahres-Krediten zu 10 Prozent Zinsen erreichen!
Zu Recht fordern die ärmeren Länder ein Ende der globalen finanziellen Apartheid.
Vier Chancen in diesem Jahr
Es gibt zwei Wege, um dies zu erreichen. Der erste besteht darin, die Finanzierung durch die Weltbank und die regionalen Entwicklungsbanken (wie die Afrikanische Entwicklungsbank) etwa zu verfünffachen. Diese Banken können Kredite mit einer Laufzeit von dreissig Jahren und einem Zinssatz von etwa 4 Prozent aufnehmen und zu diesen günstigen Bedingungen an ärmere Länder weiterverleihen. Doch ihre Aktivitäten sind zu klein. Damit die Banken aufgestockt werden können, müssen die G-20-Länder (darunter die USA, China und die EU) viel mehr Kapital in diese multilateralen Banken stecken.
Der zweite Weg besteht darin, das Kreditratingsystem, die Schuldenberatung des IWF und die Finanzverwaltungssysteme der Kreditnehmerländer zu verbessern. Wenn ärmere Länder in die Lage versetzt werden, Kredite für dreissig Jahre statt für fünf Jahre aufzunehmen, werden sie in der Zwischenzeit nicht mit Finanzkrisen konfrontiert.
Die grossen Länder werden in diesem Jahr vier Treffen zum Thema globale Finanzen abhalten: im Juni in Paris, im September in Delhi, ebenfalls im September bei der Uno in New York und im November in Dubai. Wenn sie zusammenarbeiten, können sie das Problem lösen. Das ist ihre eigentliche Aufgabe, anstatt endlose, zerstörerische und katastrophale Kriege zu führen.
Jeffrey Sachs ist Professor und Direktor des Center for Sustainable Development an der Columbia University und Präsident des UN Sustainable Development Solutions Network. www.jeffsachs.org
Wenn man öfters in Afrika ist, z.B. in Zentralafrika, sieht der Grund anders aus: Die Männer sind faule Materialisten und versaufen oft das Haushaltsgeld. Korruption ist an der Tagesordnung, wer kann da längerfristig investieren? Es ist wirklich traurig, aber die sind selber schuld. Und wenn wir die Menschen hier her holen, dann helfen wir Afrika nicht, sondern werden zu Afrika (frei nach Peter Scholl-Latour, dem grossartigen Journalisten, Autor, etc.)
Die Globalisierung ist nichts anderes als Neokolonialismus. Nur dass diesmal viele aus den sog. "reichen Länder" ebenfalls verarmen. Und natürlich ist dies so gewollt. Die Menschen sollen abhängig gemacht werden.
Danke für einen klaren Artikel! Die hier genannte "Bildung" ist ein Musterbeispiel für eine Hierarchie-zementierende Struktur, und man muss sich dabei nicht auf Entwicklungsländer beschränken: In Irland zum Beispiel wird mit öffentlichen Geldern Forschung finanziert, die ausschliesslich in IT und Med/Biotec kanalisiert wird und damit den dort ansässigen steuerbefreiten US-Multis zugutekommt. Wenn sich dann eine Finanzkrise anbahnt, dann "rettet" der Steuerzahler auch noch die Mia eines B. Gates.
Mehr Geld in Entwicklungsländer bringt mehr Aufträge für Mercedes, BMW, Cartier, Rolex und Co.! Sonst nichts!
Jeffrey Sachs hat die Problematik sehr gut beschrieben. Die Perversität dieses Finanzsystems führt dazu, dass die Welt den Westen hasst, was sich auch darin zeigt, dass die Welt im aktuellen Krieg nicht auf der Seite des Westens ist. Sobald bei uns das Finanzsystem kollabiert, müssen wir uns warm anziehen, denn Freunde haben wir keine in der Welt und alle wird es freuen, dass uns das passiert.
Solche Ideen gibt es seit der Unabhängigkeit z.B. der afrikanischen Staaten. Nur, zur Zusammenarbeit braucht es zwei. -zig Milliarden was auch immer für Hartwährungen wurden in diesen Kontinent gepumpt, mit dem Resultat das Fabriken dort verrosteten, Waffen für periodische Bürger- oder andere Kriege gekauft wurden, oder das Geld wurde in teure Liegenschaften in London, am Genfersee usw. rezykliert. Das wird die nächsten 500 Jahre nicht besser, wir mussten in Europa ja auch da durch. Schade!
Ich glaube die Zeit von Weltbank, IWF und Rating-Agenturen aus den USA ist vorbei. Alle wiederspiegeln die Vorherrschaft des US deep state. China wird sich in diesen Institutionen zurückhalten und auf die chinesische Entwicklungsbank setzen. Diese unterstützt die Entwicklungsprojekte der Belt and Road Initiative. Afrika und Südamerika wenden sich BRICS+ zu und versuchen neu den Dollar zu meiden.
Für mich verkörpert dieser Artikel von Jeffrey Sachs eine Wehmut der verpassten Chancen.
Genauso ist es! Die Südländer, Lateinamerika, Afrika, Naher und Mittlerer Osten und die meisten asiatischen Staaten wenden sich für Unterstützungen und Finanzierungen vermehrt China und generell der dazu eigens gegründeten Bank der BRICS+ zu.
Immer noch mehr Gelder, Kredite, Vorschüsse für die Entwicklungshilfe, die nichts oder fast nichts bringt. Denn heute funktioniert sie doch so: Politiker in reichen Ländern nehmen ihren (armen) Bürgern das Geld weg und geben es an reiche Politiker in armen Ländern. Und heraus kommt nichts, es bleiben nur die Schulden, die man eines Tages abschreiben muss, wenn sie nicht vorher durch die Inflation wertlos wurden.
Wie bei Milliarden schweren Entwicklungshilfen landen zu viele Millionen in den Taschen der
politischen Machthaber und ihrer Entourage auf privaten Bankkonti. Das ist in jedem korrupten Land so, wie alle wissen und trotzdem alles so weiter läuft. Sehr guter Bericht von J. Sachs, dieses Phänomen bleibt aber leider unerwähnt.
Leider haben die westlichen Länder durch den Feminismus ihre Demographie nachhaltig zerstört und müssen jetzt wieder als kolonialistische Vampire, das Humankapital der sich entwickelnden Länder schmarotzen. Die Rohstoffe werden selbstverständlich weiterhin geplündert, die weiterverarbeitende Wertschöpfung findet immer noch im Westen statt, sonst gibt es Farbenrevolutionen und durch "Rebellen" erzwungene Regierungswechsel.
Korrektur zu Ihrer Aussage: Die weiterverarbeitende Wertschöpfung findet immer weniger im alten Westen statt.
Mehr Geld in Entwicklungsländer bringt mehr Aufträge für Mercedes, BMW, Cartier, Rolex und Co.! Sonst nichts!
Wenn man öfters in Afrika ist, z.B. in Zentralafrika, sieht der Grund anders aus: Die Männer sind faule Materialisten und versaufen oft das Haushaltsgeld. Korruption ist an der Tagesordnung, wer kann da längerfristig investieren? Es ist wirklich traurig, aber die sind selber schuld. Und wenn wir die Menschen hier her holen, dann helfen wir Afrika nicht, sondern werden zu Afrika (frei nach Peter Scholl-Latour, dem grossartigen Journalisten, Autor, etc.)
Jeffrey Sachs hat die Problematik sehr gut beschrieben. Die Perversität dieses Finanzsystems führt dazu, dass die Welt den Westen hasst, was sich auch darin zeigt, dass die Welt im aktuellen Krieg nicht auf der Seite des Westens ist. Sobald bei uns das Finanzsystem kollabiert, müssen wir uns warm anziehen, denn Freunde haben wir keine in der Welt und alle wird es freuen, dass uns das passiert.
Der Wohlstand hat sich aus der Basis eines Volkes zu entwickeln. Doch was wir täglich aus den sogenannten Entwicklungsländern erfahren ist für uns „Mittelalter“. USA und Europa versinken nach Covid in den Schulden. Gibt es bei uns Restriktionen leiden zuerst die weniger Bemittelten die bei uns das Paradies suchten. Obwohl wir noch zu den privilegierten gehören, hatten wir bereits viele zerstörerische Manifestationen. Die Schweiz schafft sich ab.
Danke für einen klaren Artikel!
Die hier genannte "Bildung" ist ein Musterbeispiel für eine Hierarchie-zementierende Struktur, und man muss sich dabei nicht auf Entwicklungsländer beschränken: In Irland zum Beispiel wird mit öffentlichen Geldern Forschung finanziert, die ausschliesslich in IT und Med/Biotec kanalisiert wird und damit den dort ansässigen steuerbefreiten US-Multis zugutekommt. Wenn sich dann eine Finanzkrise anbahnt, dann "rettet" der Steuerzahler auch noch die Mia eines B. Gates.
Sie vergessen als Rentner dass es sich immer auch um Arbeitsplätze handelt. Fehlen diese, so gibt es diverse Probleme.
Die Globalisierung ist nichts anderes als Neokolonialismus. Nur dass diesmal viele aus den sog. "reichen Länder" ebenfalls verarmen. Und natürlich ist dies so gewollt. Die Menschen sollen abhängig gemacht werden.
Ja, die Bibel spricht vom Weltherrscher und von einem Mal auf dem Handrücken oder auf der Stirn ohne das man nicht kaufen oder verkaufen kann. Bargeld wird abgeschafft. Letzte Woche durfte ich im Flugzeug nur mit Kreditkarte bezahlen. Nehmen Atheisten zu, so geht die weltweite Überwachung etwas rascher.
Ja erzählen Sie das aber bitte auch mal den Chinesen, die mit ihrem Neokolonialismuskonzept mit über 500 Mrd $ (resp. in Yuan) vergebenen Krediten an ärmere asiatische, afrikanische und lateinamerikanische Länder einen gezielten Neokolonialismus betreiben und wenn die Länder nicht mehr bezahlen können wie z.B. in Sri Lanka, dann wird die Infrastruktur von den Chinesen einfach quasi beschlagnahmt wie ein Hafen dort.
Was früher die Amis und Europäer waren, sind heute die Chinesen.
Es gibt aber einen gewichtigen Unterschied von den USA und den Europäern zu den Chinesen, China mischt sich nicht in die Inneren Angelegenheiten anderer Staaten ein. Die Hafeninfrastruktur in Sri Lanka wurde von China zudem regulär gekauft und ausgebaut und hatte nichts mit den Zahlungsrückständen von Sri Lanka zu tun. Diese Rückstände wurden von China gestundet.
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Solche Ideen gibt es seit der Unabhängigkeit z.B. der afrikanischen Staaten. Nur, zur Zusammenarbeit braucht es zwei. -zig Milliarden was auch immer für Hartwährungen wurden in diesen Kontinent gepumpt, mit dem Resultat das Fabriken dort verrosteten, Waffen für periodische Bürger- oder andere Kriege gekauft wurden, oder das Geld wurde in teure Liegenschaften in London, am Genfersee usw. rezykliert. Das wird die nächsten 500 Jahre nicht besser, wir mussten in Europa ja auch da durch. Schade!
Ich glaube die Zeit von Weltbank, IWF und Rating-Agenturen aus den USA ist vorbei. Alle wiederspiegeln die Vorherrschaft des US deep state. China wird sich in diesen Institutionen zurückhalten und auf die chinesische Entwicklungsbank setzen. Diese unterstützt die Entwicklungsprojekte der Belt and Road Initiative. Afrika und Südamerika wenden sich BRICS+ zu und versuchen neu den Dollar zu meiden. Für mich verkörpert dieser Artikel von Jeffrey Sachs eine Wehmut der verpassten Chancen.
Immer noch mehr Gelder, Kredite, Vorschüsse für die Entwicklungshilfe, die nichts oder fast nichts bringt. Denn heute funktioniert sie doch so: Politiker in reichen Ländern nehmen ihren (armen) Bürgern das Geld weg und geben es an reiche Politiker in armen Ländern. Und heraus kommt nichts, es bleiben nur die Schulden, die man eines Tages abschreiben muss, wenn sie nicht vorher durch die Inflation wertlos wurden.