Der Gazastreifen umfasst eine Fläche von 365 Quadratkilometern. Der schweizerische Kanton Obwalden ist etwas grösser, umfasst er doch eine Fläche von 490 Quadratkilometern. Trotz im Grunde sehr kleinräumigem Gelände ist es der israelischen Armee bei allem enormem Einsatz nicht gelungen, die 130 von den Hamas gefangen gehaltenen Geiseln aufzuspüren und zu befreien.

Dabei wissen wir, dass die israelischen Verteidigungsstreitkräfte im Vergleich etwa zur Schweizer Armee zu den weltbesten gehören. Es handelt sich im Fall von Israel um Elitetruppen, vielfach mit Kampferfahrung, ausgerüstet mit modernsten Waffen und Ausrüstungen, mit effizienter Führung und hoher Motivation.

Dennoch konnte diese Elite-Armee das Hauptziel ihres Einsatzes im kleinen Gaza nicht erreichen. Die 130 Geiseln bleiben tragischerweise bis auf weiteres in der Gewalt ihrer Peiniger. Diese Tatsache sollte man speziell mit Blick auf den Ukraine-Krieg nicht verdrängen.

Dort kontrolliert Russland mittlerweile etwa 120.000 Quadratkilometer ukrainischen Bodens. Russland selber umfasst über 17 Millionen Quadratkilometer. Wer die Lehren aus dem Gazastreifen zieht, müsste eigentlich erkennen, wie unwahrscheinlich es ist, dass die Ukraine den Krieg gewinnen kann. Und dies erst noch mit im Vergleich zu Israel weit weniger einsatzfähigen, weit weniger motivierten Streitkräften.

Dennoch stossen Strategen, Journalisten und Politiker des Westens unverdrossen ihre wohlfeilen Siegesparolen aus. Mag sein, dass die Hoffnung zuletzt stirbt. Deswegen sollte aber die Vernunft nicht zuerst sterben. Die Realität mag unbequem sein, sie lässt sich aber nicht wegposaunen: Immer mehr junge ukrainische Männer beziehen lieber Sozialhilfe in der EU und in der Schweiz, als den Heldentod an der Donbass-Front zu sterben.