Der Bund geht mit dem Zeitgeist. Nach einem Vorstoss des damaligen SP-Nationalrats Angelo Barrile initiierte er 2022 einen Aktionsplan zum Schutz von LGBTQI-Menschen. Dafür wurden auf dem «Büro für Gleichstellung von Mann und Frau» zwei Stellen geschaffen.

Die neu engagierten Personen sollen den besagten Aktionsplan ausarbeiten. Doch nun stellen sich Frauenrechtlerinnen quer (nicht queer). Sie vertreten den Standpunkt, dass die Bevorteilung der LGBTQI-Szene den seit Jahrzehnten dauernden Kampf um Gleichstellung der Frauen unterminiere. Die bekannte Frauenrechtlerin Margrith von Felten sagt gegenüber der NZZ am Sonntag: «Wir dürfen uns das Gleichstellungsgesetz nicht von der Queer-Szene kapern lassen.»

Dass der Fall nun auf Bundesebene für Unmut sorgt, kann nicht überraschen. Schon in Basel hatte die gleiche Diskussion um ein Haar ein neues Gesetz verhindert. Als erster Kanton der Deutschschweiz wollte Basel-Stadt den Gleichstellungsauftrag auf LGBTQI-Personen ausweiten und neue Beratungsangebote schaffen. Die Queer-Szene lobte das Gesetz. Und Bundesrat Beat Jans, damals noch Basler SP-Regierungsrat, nutze die Chance, seinen Kanton (und sich selbst) als progressiven Pionier in Szene zu setzen.

Leider gingen dabei die Frauen vergessen. Sie wurden in der ersten Fassung des Gesetzes nicht mehr erwähnt, zugunsten eines «inklusiven Geschlechterbegriffs».

Man darf gespannt sein, wie sich die groteske Debatte auf nationaler Ebene weiterentwickelt. Die SP-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider zeigt sich als oberste Chefin des Gleichstellungsbüros betont offen für queere Anliegen.

Deshalb sei auch die Frage erlaubt, ob es wirklich neue Stellen (auf Kosten der Steuerzahler) braucht, um die Queer-Szene zu stärken. Denn letztlich setzt man für eine kleine Minderheit ein Präjudiz, das die überwiegende Mehrheit der Schweizer Bevölkerung überhaupt nicht tangiert.