Die Schweizer Ausländerstatistik zeigt einen signifikanten Anstieg der Zuwanderung aus der Europäischen Union: Zwischen September 2022 und September 2023 zogen netto und 65.000 EU-Bürger in die Schweiz. Dies ist die höchste Zahl seit fünfzehn Jahren, wie die Sonntagszeitung schreibt. Dieser Trend spiegelt sich auch in den Prognosen der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich wider, die eine Gesamtzuwanderung von bis zu 150.000 Personen bis Ende 2023 erwartet.

Während die EU-Bürger aufgrund der Nachfrage in Bereichen wie Gesundheitswesen, Gastronomie und IT in die Schweiz strömen, spielen auch ukrainische Flüchtlinge eine wichtige Rolle. Nach einem Jahr Aufenthalt zählen sie zur ständigen Wohnbevölkerung.

Interessant: Die hohe Zuwanderung kontrastiert die Berichte über Massenentlassungen in verschiedenen Branchen. Laut KOF-Ökonom Michael Siegenthaler beschränken sich diese Entlassungen jedoch auf spezifische Sektoren, während der Arbeitsmarkt insgesamt stabil bleibt.

Politisch sorgt die Zuwanderung für Debatten. Der Bundesrat erwägt neue Abkommen mit der EU, was die Zuwanderung weiter steigern könnte. Die SVP warnt vor den Folgen einer hohen Zuwanderung wie Wohnungsnot und Verkehrsüberlastung. Die Personenfreizügigkeit sei «keine Erfolgsgeschichte», denn seit deren Einführung 2002 seien netto 1,5 Millionen Menschen zugewandert. «Die Zuwanderung aus der EU ist viel zu hoch», sagt SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi der Sonntagszeitung.

Auch Gewerkschaften äussern Bedenken bezüglich der Zuwanderung. Adrian Wüthrich von Travail Suisse sagt, die Zuwanderung werde bei der Debatte über einen neuen Deal mit der EU «eine zentrale Rolle spielen». Wühtrich: «Wenn der Lohnschutz nicht besser, sondern sogar noch verschlechtert wird, werden unsere Mitglieder den neuen Vertrag nicht unterstützen.»

Währenddessen betonen Politiker von FDP, Mitte und SP, die Schweiz sei auf Arbeitskräfte aus der EU angewiesen.