Wenn Bürger Parteien misstrauen, ist das gesund. Dasselbe gilt für Misstrauen gegenüber dem Staat.

Verhängnisvoll wird es, wenn das Vertrauen in die Justiz erodiert. Wenn der Bürger den Eindruck erhält, dass Gerichte nicht mehr sachlich und unvoreingenommen urteilen, wenn Recht gebeugt und in ein politisches Korsett gezwängt wird.

Das öffnet der Willkür Tür und Tor. Hier beginnt ein Weg, an dessen Ende Volksgerichtshöfe stehen.

Umso bedenklicher, dass deutsche Richter selbst Misstrauen schüren, indem sie die Axt an die Wurzeln des Rechtsstaates legen.

Die Prozesse gegen den Thüringer AfD-Chef Björn Höcke sind ein Paradebeispiel. Es war befremdlich, dass der Staatsanwalt Klage erhob wegen der Verwendung eines angeblichen Nazispruchs. Aber Staatsanwälte sind weisungsgebunden.

Nun aber hat der Richter des Landgerichts Halle keinen Beweisantrag der Verteidigung zugelassen, mit denen hätte bewiesen werden können, dass «Alles für Deutschland» ein Allerweltsspruch war.

Stattdessen erkannte er bei Höcke «mimische Zustimmung», als dessen Zuhörer die Parole mit dem Wort «Deutschland» ergänzten.

Der Spruch von Halle fügt sich ein in eine Reihe anderer fragwürdiger Urteile, nicht zuletzt gegen Corona-Skeptiker. Jedes Urteil für sich mag belanglos sein. Doch in der Summe beschädigten sie den höchsten Wert: das Vertrauen in eine unabhängige Justiz.