Weltwoche: Kaffee oder Tee?

Barbara Bleisch: Morgens Kaffee, nachmittags Tee.

Weltwoche: Was ist der Sinn des Lebens?

Bleisch: Der Sinn des Lebens – warum gibt es mich und alle anderen überhaupt? – ist mir verborgen. Interessanter finde ich die Frage nach dem Sinn im Leben: die Frage danach, was meine Existenz zu einer sinnvollen macht. Ich denke, es geht darum, sich leidenschaftlich einer Sache zu widmen, die man überdies als wertvoll erachtet.

Weltwoche: Was bedeutet das Wort «Gott» für Sie?

Bleisch: Vertrauen, Weite, Verbundenheit. Ich weiss aber auch um die Möglichkeit, das Wort zu missbrauchen für Unterdrückung und Gewalt.

Weltwoche: Was ist die grösste Ungerechtigkeit auf Erden?

Bleisch: Dass nichts ein individuelles Schicksal so sehr beeinflusst wie die Frage, in welche Verhältnisse ein Mensch hineingeboren wird.

Weltwoche: Welche Ihrer wahrhaftigsten Überzeugungen würden nur die wenigsten Menschen mit Ihnen teilen?

Bleisch: Dass Sauerteigbrot überbewertet ist.

Weltwoche: Was gibt Ihnen Kraft in Momenten der Verzweiflung?

Bleisch: Einerseits meine Erfahrung. Je älter ich werde, umso mehr kann ich der Einsicht abgewinnen, dass der Brei immer heisser gekocht als gegessen wird. Andrerseits das Wissen um die innere Verbindung von Verzweiflung und Hingabe. Wer an nichts hängt, wird auch nicht verzweifeln. Aber was wäre ein Leben, in dem man an nichts hinge?

Weltwoche: Was ist das Wichtigste im Leben einer Frau?

Bleisch: Dasselbe wie im Leben aller Personen: Menschlichkeit.

Weltwoche: Mit wem würden Sie bei einer Tasse Tee oder Kaffee am liebsten diskutieren? Worüber?

Bleisch: Das wechselt täglich. Gerade habe ich eine Rezension gelesen über das neue Buch des Philosophen Charles Taylor. Er will darin zurück zu den Wurzeln der Romantik, als wir uns noch als verbunden erfahren haben mit der Natur. Ich würde gern von ihm wissen, was er sich von diesen Ideen konkret erhofft.

Weltwoche: Wenn Sie für einen Tag allein bestimmen könnten in der Schweiz, was würden Sie sofort ändern?

Bleisch: Die Lebensbedingungen in den sogenannten Rückkehrzentren.

Weltwoche: Wie gewinnt man Freunde?

Bleisch: Wohl am ehesten, indem man selber einer ist. Wobei tiefe Freundschaften auch Glücksfälle sind, weshalb wir sie nicht allein uns selbst zuschreiben dürfen, sondern auch dankbar sein sollten für sie.

Weltwoche: Was würden Sie der 15-jährigen Barbara heute raten?

Bleisch: Nichts. Die Fehler, die sie gemacht hat, haben sie zu der geformt, die sie heute ist. Ich weiss nicht, ob eine andere Version meiner selbst zufriedener wäre.

Weltwoche: Wie wichtig ist Ihnen Materielles?

Bleisch: Wer genug zum Leben hat, tendiert dazu, Materielles zu unterschätzen. Sich keine Sorgen darüber machen zu müssen, wie ich meine Rechnungen bezahle und meine Grundbedürfnisse und jene meiner Liebsten stille, ist von unschätzbarem Wert. Es wäre ein Hohn, zu behaupten, das sei mir nicht wichtig. Darüber hinaus habe ich ein Flair für schöne Dinge. Sie müssen nicht zwingend teuer sein. Ich schätze beispielsweise solides Handwerk.

Weltwoche: Welcher Mensch bekommt nicht die Anerkennung, die er verdient?

Bleisch: Der Flüchtling, der sein Leben aufs Spiel setzt, um das Leben seiner Liebsten im Herkunftsland zu verbessern.

Weltwoche: Was ist das Schönste an der Schweiz?

Bleisch: Die schlanke Bürokratie, die Pünktlichkeit der Bahn und dass man einander mehr oder weniger in Ruhe lässt.

Weltwoche: Was macht das Leben lebenswert?

Bleisch: Leidenschaft, Neugier, Verbundenheit.

Im Juli erschienen: Barbara Bleisch: Mitte des Lebens. Eine Philosophie der besten Jahre. Hanser.

 

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