Tiktok ist ein Biotop der Trends, ein Eldorado der massenfähigen Subkultur. Als «Tiktok boy hair» hat sich ein Frisuren-Hype junger männlicher Stars der App zum Gattungsbegriff etabliert. Gemeint ist ein Look, bei dem flauschig geföhnte Haarwellen, nach vorne gebürstet und mit viel Volumen in den Spitzen, über die Augenbrauen fallen. Wie es unprätentiöser Stil immer verlangt, ist der Look zwar aufwendig, darf aber keinesfalls danach aussehen, um nicht geckenhaft zu wirken. Neu ist die Frisur übrigens nicht – im Gegenteil: Das Haar wurde schon von den alten Griechen und Römern so getragen, wie die New York Times unlängst in einem Artikel über das Phänomen feststellte. Neues hat seinen Quell stets im Vergangenen, und die Geschichte wiederholt sich. Der Haartrend aus der Antike in der digitalen Welt scheint, so gesehen, ganz gut in eine Zeit zu passen, in der mit Fanfaren und Orchestertusch die Wiederkehr der guten alten Zeiten gefeiert wird. Zum Beispiel mit dem Comeback von Abba und «Wetten, dass . . .?».