Wahrscheinlich sind wir nicht so harmlos, wie es unsere Sprache manchmal vermuten lässt. Wenn wir tricksen, dann nicht mit einem plumpen Bauerntrick, sondern mit einem raffinierten Buebetrickli. Diminutive auf -li fühlen sich wohl im Schweizerdeutschen und im Schweizerhochdeutschen, einige wie zum Beispiel Bünzli, Bürli, Heftli, Säli, Stöckli stehen sogar im Duden. Bis in die achtziger Jahre wurde das Buebetrickli vorwiegend für ein Täuschungsmanöver im Eishockey gebraucht, später auch für politische Winkelzüge. Ein Titel in der NZZ: «‹Buebetrickli› zur Konzerninitiative». Noch häufiger ist im Sportteil vom Stängeli zu lesen; der Begriff hat seinen Ursprung im Tischfussball und bezeichnet einen Sieg mit zehn oder mehr Toren. Wer den Fünfer und das Weggli (alle Vorteile) haben will, dem liegt das Prinzip Säuhäfeli, Säudeckeli (Vetternwirtschaft) nicht fern. Wo von Zersiedelung und Zubetonierung der Landschaft die Rede ist, darf die Hüslischweiz nicht fehlen.

Auch Schweizer Schriftsteller sind den Verkleinerungsformen nicht abgeneigt. In Thomas Hürlimanns Roman «Heimkehr» kommen Verhüterli vor. «Sie sitzen auf dem Bänkli vor dem Hüttli» – so steht es in Arno Camenischs «Der letzte Schnee». Und selbst bei Elias Canetti («Die gerettete Zunge») wird ein Schuhputzerli erwähnt. Nicht alles, was nach einem Diminutiv aussieht, ist auch einer. Das beliebte Gipfeli, das Croissant, ist nicht die Verkleinerungsform von «Gipfel», sondern geht auf das mittelhochdeutsche kipfe zurück. Viele Familiennamen sind Diminutive, zum Beispiel Fischli, Blümli, Lämmli oder Glättli (zu «glatt, glänzend»), Mörgeli (Übername für Frühaufsteher) oder Sprüngli (zu «Sprung, Quell»). Das Berndeutsche hat einige besonders schöne Pflanzennamen zu bieten: Stigüferli (Stig uuf!) für Kapuzinerkresse, Himmelsschlüsseli (Schlüsselblume) oder Herrgottsstifeli (Frühlingsenzian). Jetzt wird’s aber Zeit für einen Sprung ins Beizli, ins «Rössli» oder «Bahnhöfli». Ein Tschumpeli (1 dl Wein) oder Herrgöttli (2 dl Bier) wäre nicht schlecht. Danach ein Käfeli mit Pflümli als Bettmümpfeli (Mumpfel = einen Mund voll).