Bern
Ich bin genau zwei Strassen neben der Lorraine – dem Berner Quartier, von dem jetzt alle wegen der Sommerposse der «kulturellen Aneignung» reden – aufgewachsen. Unsere Familie lebte sozusagen auf der «guten Seite»: Wir gehörten schon zum Breitenrain-Quartier, genau neben der Kunstgewerbeschule. Beide Quartiere gehören zum Kreis V und eigentlich zusammen. Aber meine Eltern verboten mir, in die Lorraine zu gehen. Dort habe es «Gesindel», und es sei zu gefährlich. Und so fuhr ich jede Woche mit dem Sechs-Liter-Harass auf dem Fahrrad eine Viertelstunde zur Migros beim Breitenrainplatz – dabei hätte ich in zwei Minuten in der Lorraine mein Familien-Ämtli erfülle ...
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Die Lorraine als Arbeiterquartier ist in den Jahren 1870 bis 1900 entstanden. In den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts war es also bereits gebaut. Im vordersten Teil, beim Brückenkopf der später errichteten Lorrainebrücke, wohnten eher Angehörige der Mittelklasse bzw. des Bürgertums. Die Wifag-Fabrik lag schon ausserhalb der Lorraine, nämlich im Wylerquartier.