Domaine Fouasssier: Sancerre 2023.Selection Schwander, Zürich. Fr. 22.90 (ab Jan. 2025: Fr. 25.90). www.schwander.ch

Ich bin kein Liebhaber von Sauvignon blanc. Zumindest von dem, was heute als 08/15-Sauvignon weltweit im Umlauf ist, mit markanten grünen, grasigen, krautigen, peperonigen Aromen; plus allenfalls exotischem Fruchtsalat, wenn er von zu fetten Böden kommt. Zugegeben, vielleicht stammt die Abneigung auch aus einem etwas snobistischen Reflex gegen allzu offensichtlich modische Trends beim Wein. Sauvignon blanc wurde vor rund einem halben Jahrhundert sozusagen von einem Moment auf den andern «in». Auch in der Schweiz, wo er kaum angebaut wurde, war er in den Bars und Beizen mit einem Schlag so beliebt, wie der Chasselas verachtet. Das weckte (und weckt noch) den Widerspruchsgeist des alten Chasselas-Fans in mir.

Sei’s drum. Selbstverständlich weiss auch ich, dass es wirklich grossartige Sauvignon blancs gibt: zuallererst in den vermuteten Ursprungsgebieten der Sorte an der Loire, wo sie im Sancerre oder Pouilly-Fumé die einzige zugelassene Sorte und als Massstab aller anderen Provenienzen legendär ist. Auch in den weissen Bordeaux-Cuvées ist sie als Partner der Sémillon prägend. Tolle Sauvignons kommen aus der Steiermark und aus Slowenien. Und selbst in Übersee, namentlich in Neuseeland, gibt es welche, die zu verachten schiere Dummheit wäre.

So ist denn hier wieder einmal ein Sancerre zu feiern, sozusagen ein Ur-Sauvignon-blanc, der nicht weniger als grossartig ist. Er stammt von der Domaine Fouassier, der ältesten und grössten in der gesamten Appellation Sancerre. Hier wird mit Umsicht und feinem Gespür für den spezifischen Charakter der unterschiedlichen Terroirs gearbeitet, seit 2007 nach Grundsätzen der Biodynamik.

Das Resultat dieser Assemblage von Reben aus 20 Prozent Silex- und 80 Prozent Kalkböden ist eine Aromatik, die nur als optimale Sublimierung der genannten grünen, auch stachelbeerig-grapefruitartigen Sorten-Typizität bezeichnet werden kann. Viel Feuerstein, markant mineralische Noten ergeben eine feingliedrige Mischung jenseits aller Sauvignon-blanc-Banalitäten, eine hinreissend inspirierende feine Aromatik. Sagt Paul Fouassier, einer der beiden Cousins in der Leitung des Unternehmens: «Wir streben ganz bewusst das Gegenteil der mit exotischen Aromen überfrachteten Übersee-Sauvignons an und bevorzugen einen klassischen Stil.»

Die Spezialabfüllung für die Zürcher Selection Schwander ist der Komparativ dieser Strategie von Fouassier. Dieser Sancerre ist ein grossartiger Begleiter nicht allein zu allen Arten von sea food, sondern auch zu weissem Fleisch. Aber, versteht sich: Er ist sich selbst genug und macht allfällig greifbare Austern völlig vergessen.