Als Auslandredaktor Urs Gehriger letzte Woche nach Recherchen im Iran die Heimreise antrat, sass in der ersten Klasse der Lufthansa-Maschine ein erschöpfter Mann: Mohammed al-Baradei. Einen Tag lang hatte der Chef der Uno-Atombehörde versucht, die Iraner zur Mässigung ihres Nuklearprogramms zu überreden. Selten war eine Mission so aussichtslos. Just vor Baradeis Ankunft hatte Irans Präsident Achmadinedschad den Tarif durchgegeben: «Der Iran ist Atomstaat.» Iranischen Wissenschaftlern sei es erstmals gelungen, Uran anzureichern. Kein Iota werde Teheran von seinen Atomplänen abweichen. Baradei, an diplomatische Niederlagen gewöhnt, trug auch diesen Affront mit Fassung: «Die Zeit für eine politische Lösung ist gut», sagte der Friedensnobelpreisträger unverdrossen, bevor das Flugzeug Richtung Frankfurt abhob.

Kaum hatte Alex Baur das Porträt über den Sozialinspektor aus Emmen fertig gestellt (Weltwoche vom 12. April), flog er nach Spanien, um über das angebliche «Foltercamp» zu recherchieren. Armin Schlegel, der Betreiber der Institution, erzählte unserem Journalisten eine lange, faszinierende Geschichte, die wenig mit dem gemein hatte, was bis anhin berichtet wurde – eine fast unglaubliche Serie von Zufällen und Missverständnissen sowie ein handfester Komplott. Doch Schlegel schonte auch sich selber nicht und erzählte unumwunden, wie er das Zürcher Sozialamt über den Tisch gezogen hatte. Baurs Fazit: Das Zürcher Sozialamt hat dem Aussteiger den Fürsorgebetrug so einfach gemacht, dass man ihm nicht einmal wirklich böse sein kann.

Gödel, Mozart, Freud: Drei grosse Österreicher könnten dieses Jahr einen runden Geburtstag feiern. Kurt Gödel würde am 28. April 100 Jahre alt. Kurt Gödel? Unerhörtes hat er in der Mathematik geleistet, den grössten Logiker seit Aristoteles hat man ihn genannt, mit Mozart hat man ihn verglichen – und trotzdem wird der genial-surreale Denker auch dieses Jahr im Schatten der anderen Jubilare stehen. Seinen Namen kennt man allenfalls vom Kultbuch «Gödel, Escher, Bach» von Douglas Hofstadter. Gödel würde sich im Grab umdrehen, erführe er von diesem Buchtitel: Bachs Musik mache ihn «nervös», sagte er. Viel lieber hörte er «Oh mein Papa» und US-Schlager; zudem stand er auf Bambi und Mickymaus. Kindlicher Geschmack, intellektuelle Tiefe: Gödels bizarrer Charakter hat Wissenschaftsredaktor Mathias Plüss fasziniert.

Jürg Wildberger