Benders Befürchtungen, er könnte durch seine geschönten Alters- und Gewichtsangaben seine Gesundheit gefährden, stellen sich als unbegründet heraus. Die Pedalen des Cross-Trainers bieten wenig Widerstand, und wenn er mit den Hebeln für die Armarbeit ein wenig nachhilft, geht er wie durch warme Butter.

Vielleicht ist es sogar ein Vorteil, dass er mehr wiegt, als er angegeben hat. Was andere mit der Muskelkraft machen müssen, macht er mit dem Gewicht.

Bender tritt unangestrengt weiter. Schade, dass er sich nicht im grossen Spiegel sehen kann, er hat nämlich das Gefühl, dass sein runder, harmonischer Bewegungsablauf ziemlich ästhetisch aussieht. Das schliesst er auch daraus, dass er den Blick von Monika, der blonden Trainerin, auf sich ruhen spürt.

Er schaut an sich hinunter und findet, dass sich sein Bauch gar nicht so schlecht in die Gesamtproportion einschmiegt, vor allem in diesem Trainingsanzug, der übrigens gar nicht so neu wirkt, wie er befürchtet hatte.

Ein Piepsen schreckt ihn aus seinen Gedanken auf. Bender nimmt mit Genugtuung zur Kenntnis, dass er sich jetzt in seinem Puls-Zielbereich befindet. Nach einer Minute zehn! Manch ein Jüngerer und Schlankerer hätte länger gebraucht, um in diesen Bereich vorzustossen.

«Alles okay?», fragt Monika, schaut auf die Bedienungskonsole und geht weiter.
«Alles cool», antwortet Bender lächelnd und blickt ihr nach. Interessant, denkt er noch, sie trägt den Tanga über der Hose. Aber dann verlangt die Maschine seine ganze Aufmerksamkeit. Seine Oberschenkel beginnen zu schmerzen wie früher auf den Velotouren mit den Pfadfindern, und er hat Mühe, seinen Atem kontrolliert und leicht erscheinen zu lassen. Die rote Leuchtschrift warnt ihn, dass er seinen Maximalpuls erreicht habe. Die Maschine reduziert den Tretwiderstand.

«Alles okay?», ruft Monika.
Bender kann nur nicken, zu sehr ist er damit beschäftigt, nicht japsend und mit heraushängender Zunge in den Pedalen zu hängen.

Zwanzig Minuten später lehnt er völlig ausgekotzt an der Wand der Herrenkabine und wundert sich, wie er es geschafft hat, das ganze Programm durchzustehen und dabei stets den Eindruck der Unangestrengtheit aufrechtzuerhalten.

Da hört er vor der Tür Monikas Stimme sagen: «Sonja, hab bitte ein Auge auf den Dicken mit dem roten Kopf und dem neuen Trainer. Der ist mir vorher auf dem Cross-Trainer fast gestorben.»