Jenny Erpenbeck: Kairos. Penguin. 384 S., Fr. 36.90
Der Prophet gilt nichts im eigenen Land. Dass Jenny Erpenbeck 2024 für ihren 2021 erschienenen Roman «Kairos» als erste Deutsche gemeinsam mit ihrem Übersetzer Michael Hofmann den renommierten International Booker Prize für das beste ins Englische übersetzte Buch erhielt, mag manchen deutschen Literaturfreund überrascht haben – nicht jedoch die Leser im weltweiten Ausland, wo die 1967 in Ostberlin in eine Schriftstellerfamilie hineingeborene Autorin und Theaterregisseurin hohe Wertschätzung geniesst; ihre Werke wurden in dreissig Sprachen übersetzt. Eigentlich bekommt Jenny Erpenbeck den Preis bereits zum zweiten Mal, ...
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Ist doch sehr merkwürdig, dass sie hier nicht den herausragenden Erfolg feiert.Vielleicht hat sie nicht differenziert genug zwischen dem geretteten und zerstörten Leben unterschieden.Due DDR dadurch in ein Sehnsuchtslsnd der Lebensentwürfe verwandelt.
Kritiker sagen, sie habe die DDR beschönigt, wie auch die Beziehung im Buch. Vermutlich ist es genau das.
Der Sozialismus ist untergegangen, weil er in der wirklichen Welt als Motivations- und Informationssystem nicht funktioniert hat. So die Liebe zwischen Katharina und Hans in „Kairos“.
Was erleben Menschen, die an etwas Wunderbarem geschnuppert haben, und daran scheitern, dieses Wunder zur Dauerhaftigkeit zu zwingen? Jenny Erpenbecks Kunst zieht ihre Kraft aus der Erfahrung eines existenziellen Umbruchs der Welten. Sie berührt damit den Urgrund menschlichen Seins, ist aber nicht DDR-typisch.