Immer mehr Kinder werden Opfer von Misshandlungen. Verantwortlich dafür sind laut einem Beitrag auf srf.ch zu 75 Prozent «Täter aus dem Familienkreis». Täterinnen gibt es offenbar nicht.

Die US-Autorin Robin DiAngelo schreibt über Rassismus. In der Buchbesprechung auf srf.ch ist nur die Rede von Rassisten. Rassistinnen gibt es offenbar nicht.

Beim Sturm aufs Kapitol in Washington waren laut einem Bericht auf srf.ch gemäss Dokumenten der Justiz einige Angreifer bereit, zu töten. Angreiferinnen gab es offenbar nicht.

Die publizistischen Leitlinien von SRF umfassen rund 150 Seiten. Zwei davon sind dem Thema «Genderneutral und diskriminierungsfrei berichten» gewidmet.

«Wir vermeiden in der Regel das generische Maskulinum», heisst es dort. Stattdessen müsse es beispielsweise «Bürgerinnen und Bürger» oder «Interessierte» heissen. Das klappt – auf Kosten der Lesbarkeit – ziemlich flächendeckend. Ausser, wenn ein Begriff negativ besetzt ist.

In diesen Fällen dürfen die Männer die Last des Vorwurfs oft allein tragen. Frauen werden ausgespart. Das Böse ist offenbar rein männlich. Eine Absicht steckt laut Mediensprecherin Carmen Hefti-Salvadori nicht dahinter. Sie begründet es auf Anfrage mit einer verzögerten Umsetzung der Leitlinien: «Da Sprache etwas Lebendiges ist, das sich ständig verändert, braucht es naturgemäss immer etwas Zeit, bis alle den SRF-Sprachgebrauch internalisiert haben.»

Bis die Gendergerechtigkeit bis hinunter zum letzten Praktikanten gesickert ist, müssen wir also weiter mit dem generischen Maskulinum leben: Täter, Rassisten, Angreifer. Während wir es bei wohltätigen Aktionen selbstredend immer mit Helferinnen und Helfern oder Heldinnen und Helden zu tun haben.