Das Schöne an der Entvölkerung weiter Teile Ostdeutschlands wird sein, dass sich vermögende Rennsport-Freunde ganze Landstriche samt ihren Feldern, Wiesen und Wegen für den Preis dreier Tankfüllungen kaufen können. Der Sportwagen- und Ferrari-Freund Nicolas Cage macht den Anfang und zieht samt Kunstsammlung in das etwas karge oberpfälzische Land im östlichen Bayern. Weitere Stars und Millionäre werden folgen. In Mecklenburg-Vorpommern und im östlichen Brandenburg lassen sich alte Militärflug- und Truppenübungsplätze erwerben. Auch wenn es den PDS-Funktionären nicht recht sein dürfte: Schuld am künftigen Run auf gottverlassene Gegenden im Osten könnte eine neue Generation von Supercars sein, die auf Autobahnen nicht mehr gut aufgehoben wären. Nicht einmal auf den fantastischen deutschen.

Die deutsche Autobahn ist bis zu Geschwindigkeiten von 300 km/h funktionstüchtig. Darüber, das habe ich schon zweimal geschafft, wird auch Sechsspuriges sehr eng. Für Supersportwagen wie den Enzo von Ferrari, den SLR von Mercedes oder den Maserati MC12 ist die Autobahn nicht mehr ausreichend. Unter den Exoten ist der Maserati der Exot. Den Enzo hat sich sofort die Heerschar berühmt-berüchtigter Ferraristi gekauft, den SLR chauffiert nun auch Paris Hilton (mit Christian-Louboutin-Heels, Respekt), aber einen Maserati für 700000 Euro, da fällt einem kein extrovertierter Kunde ein. Demnach wird der MC12 für echte Fans gebaut. Für jene, die wissen, dass Maserati seit 92 Jahren Rennsportgeschichte im Zeichen des Dreizacks schreibt, während Ferrari ein Nachkriegslabel ist. Dennoch ist es so, dass der MC12 weder schneller noch kräftiger als der Enzo sein darf, obwohl der Maserati leichter ist.

Maserati ist eine Rennsportlegende. Die Firmengeschichte selbst ein Mythos: 1957 gewann Juan Manuel Fangio auf einem Maserati 250 F die Formel-1-Weltmeisterschaft. 1968 kaufte Citroën Maserati und entwickelte den legendären Citroën SM. 1975 kaufte Alejandro De Tomaso die Sportwagenschmiede. Erst 1997 wurde die Odyssee von Maserati erlöst. Ferrari erwarb Maserati, und seitdem haben die Qualität wie der Erfolg in Quantensprüngen zugenommen.

Die Erfolge des MC12 im Rennsport restaurieren die Ruhmesgeschichte von Maserati. Wegen der geforderten Homologisierung des Rennwagens in der FIA-GT-Serie musste Maserati eine Auflage von zweimal 25 Stück produzieren, die sofort ausverkauft war – trotz nicht vorhandenem Kofferraum und trotz absoluter Rücksichtslosigkeit. Wer im Corse seine Runden dreht, hat keine Sicht nach hinten. Aber warum auch? Die Wahrscheinlichkeit, beim Einfädeln auf die Autobahn nach Frankfurt an der Oder von einem Enzo in Bedrängnis gebracht zu werden, ist klein. Der Zwölfzylinder beschleunigt in 3,8 Sekunden von null auf hundert, ist 330 Stundenkilometer schnell und liefert 652 Newtonmeter Drehmoment bei 5500 Umdrehungen. Der Enzo ist nur einen Hauch schneller, und Mercedes legt beim SLR gerade mit einer 722-Edition nach; mit 650 PS, 337 km/h Spitze und 3,6 Sekunden von null auf hundert. Es ist eine schöne, absurde automobile Welt. Möge sie nie untergehen – und im Osten glücklich werden.