Dua Lipa: Radical Optimism. Warner Music

Dua Lipa:
Live in Europa. Auftakt am 5. Juni auf der Berliner Waldbühne

Diese Sängerin mit britisch-albanischen Wurzeln lebt im Zeichen der Liebe, denn auf Albanisch steht ihr Vorname für das höchste Gefühl. Dua Lipa, «Liebe Lipa» – der Klang allein ist pure Poesie. Sie ist erst 28, hat mit zwei Alben hundert Millionen Tonträger verkauft. Als sei all dies nur ein lockerer Spurt, wird sie obendrein von Mick Jagger oder Elton John hofiert: Elton nahm mit ihr nochmals sein «Cold Heart» auf. Mick empfing sie warmherzig zu seiner Weihnachtsparty. Und Madonna werkelte fasziniert am Remix von Lipas «Levitating» mit.

Die Welt ist begeistert über die junge Frau mit Modelmassen. «Fast Forward» nannte das Modemagazin Vogue ihren Stil, weil sie stets up to date sei und neue Trends sofort weiterentwickle. So durfte Dua Lipa mit Donatella Versace ihre Modelinie designen: «La Vacanza» wurde vor einem Jahr in Cannes präsentiert.

Mit flammend rot gefärbtem Haar lästert sie gegen Nihilismus: «Nichts ist das Ende der Welt.»

Doch am elegantesten tanzt Dua Lipa zu Poprhythmen: Mit ihrer neuen Single «Houdini», einer treibenden Dancefloor-Nummer in Anlehnung an den grossen Illusionisten, hat sie sich definitiv entfesselt. «Houdini» ist catchy und überstrahlt «Dance the Night», den Hit aus dem knallbunt-feministischen «Barbie»-Film. In dem sie übrigens einen Cameo-Auftritt als Meerjungfrau hatte. Ihr Markenzeichen: stolze Frau mit gefühlvoll-warmer Stimme. Und schon fasste sie eine weitere Rolle, als clevere Spionin in Matthew Vaughns Komödie «Argylle».

 

Jugend, Freiheit, Spass

Dua Lipa ist gerne Chefin. Bereits mit fünfzehn überredete sie als ältestes von drei Kindern ihre Familie, sie aus dem Kosovo ausreisen zu lassen. Und so zog sie allein zurück nach London, wo sie 1995 geboren worden war. Ihre Mutter Anesa, Anwältin, und ihr Vater Dukagjin, Zahnarzt und Musiker, waren aus dem Bosnienkrieg geflüchtet und danach wieder nach Pristina zurückgekehrt. In London machte Dua Lipa die Matura, eine Ausbildung an der renommierten Sylvia Young Theatre School, nebenbei Kellnerinnen- und Modeljobs. Doch sie trieb vor allem ein Wunsch um: Singen.

2017 lancierte sie ihr vielbeachtetes Debüt «Dua Lipa», auf Tour heizte sie in grossen Stadien für Coldplay oder Bruno Mars an, und die Branche dekorierte sie mit drei Grammys. «Future Nostalgia», nur ein scheinbarer Widerspruch, hiess 2020 ihr zweites Album, und mit ihrem Disco-Revival eroberte sie die Charts weltweit. Dua liebt die Musik, die Mode, die Moderne. Auch in Liebesdingen verkehrt sie in der Promi-Welt: Ende 2021 trennte sich die selbstbewusste Sängerin von Anwar Hadid, dem Model und Bruder von Bella und Gigi Hadid. «Dating ist nicht so einfach, wenn man eine öffentliche Person ist», gestand sie. Also warf sie sich lieber in die Arbeit und sagte lebenslustig: «Ich liebe es, die Erste auf einer leeren Tanzfläche zu sein.» Ihre neuste Liebe ist Romain Gavras, Regisseur wie sein berühmter Vater Constantin Costa-Gavras («Z»).

Ehrgeizig muss sie in dieser toughen Branche auch sein, in der so viele an Drogen zugrunde gehen. Patti Smith, oft grantelndes und für ihre Publikumsbeschimpfungen bekanntes Punk-Urgestein, verglich Dua Lipa mit der französischen Nationalheldin und Märtyrerin Jeanne d’Arc. Kämpferin, passt doch gut! So stellt sie sich jetzt auf CD Nummer drei, «Radical Optimism», gegen Miesmacher. «Es ist meine psychedelische Hommage an die britische Rave-Kultur», sagt sie. Also weg mit Glamour und Glitzer, her mit der Coolness von Moby und Oasis, den Gorillaz und von Massive Attack.

Jugend, Freiheit, Spass – das ist in Zeiten, wo die Welt an allen Enden zu brennen und bluten scheint, Dua Lipas Gegenprogramm. Die Frau mit flammend rot gefärbtem Haar lästert gegen Nihilismus: «Nichts ist das Ende der Welt.» Und als Migrantenkind gibt sie sich empathisch: «Ich fühle mit allen Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen.» Wie hiess doch der erste Hit: «Hotter Than Hell». Die Jeanne d’Arc der Discomusik ist heisser als die Hölle.