Jonas Grethlein: Mein Jahr mit Achill. Die Ilias, der Tod und das Leben. C. H. Beck. 208 S., Fr. 33.90
Die Geringschätzer der «Ilias» halten sie für eine langatmige, spröde Kriegserzählung ohne grossen Erkenntniswert. Zuzugeben ist, ...
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Wer die griechisch-römische Antike und die damit die Grundlage unserer westlichen Kultur verstehen will, kommt an der Ilias nicht vorbei. Sie ist wahrscheinlich das wichtigste Werk aus dieser Zeit überhaupt. Die Kinder lernten in der Schule mit der Ilias lesen und schreiben. In der Zahl der erhaltenen literarischen Papyri aus dieser Zeit liegt die Ilias weit vor allen anderen Werken der Antike (einschließlich der heutzutage beliebteren Odyssee, Platon, Herodot und anderen).
Ich habe Grethleins Buch (noch) nicht gelesen. Aber dass in der Ilias eine Art Ringkomposition vorliegt - der "Zorn" dess Achilleus wird im 24. Gesang durch die Herausgabe der Leiche Hektors "gemildert" -, ist schon von früheren, z. B. von Wolfgang Schadewaldt, gesagt worden.
Es ist schwierig, noch etwas zu erschreiben und zu erdichten, findet sich doch alles bereits in den antiken Urtexten, Sagen, Mythen, der Bibel~ Natürlich trifft die Literatur immer auf das Leben, erfunden wurde es nicht, sondern vom Leben geschrieben und von Menschenhand lediglich aufgeschrieben. Kann man heute noch etwas erschreiben, was nicht längst bereits geschrieben steht? Ich schreibe daran. Von diesem Text bleibt mir vieles, doch wieso genau "auf den Prüfstand gestellt" - I weiss es nicht
Man sollte die Ilias alle paar Jahre lesen. Es ist erstaunlich, wie sich das Verständnis verändert, was einem für neue Erkenntnis durch die Lektüre entgegenkommen. Der Leser tut sich oft schwer mit dem Versmaß, doch wenn man sich einmal eingelesen hat, übt der Rhythmus einen ganz besonderen Zauber aus. Ich habe die Ilias auch als Hörbuch. Es hat noch einmal eine ganz andere Qualität, wenn man den Text und das Versmaß hört. Es ist fast ein wenig wie Musikhören.