Während ich in der Dämmerung mit 180 Kilometern pro Stunde auf der deutschen Autobahn Richtung Nürnberg fuhr, sorgte die untergehende Sonne für ein dramatisch leuchtendes Farbspektrum am Horizont, und meine Gefühlslage wechselte zwischen heller Freude und einem Anflug leiser Trauer. Das klingt zwar wie der Anfang eines mittelmässigen Romans, hat sich vergangene Woche aber tatsächlich so zugetragen. Ich war unterwegs im neuen Porsche Panamera GTS, und die Freude kam auf, weil die karminrote Sportlimousine einem das zügige Fahren auf Schnellstrassen dank ihrer souveränen Strassenlage so einfach zugänglich macht. Und die trüberen Gedanken kommen auf, wenn man sich bewusst macht, dass sich die Zeit für solche Autos, zumindest in Europa, dem Ende zuneigt.
Der Panamera GTS wird angetrieben von einem V8-Benzinmotor mit Doppelturbo-Aufladung ohne elektrische Zusatzkraft. Es ist – wenn man so will – das Einsteigermodell von Porsche in die V8-Welt und eines der letzten Autos, bei dem eine solche fast schon reine und ursprünglich anmutende Motorisierung überhaupt noch erhältlich ist – von der Kategorie SUV einmal abgesehen. Aus dem Vierlitermotor schöpft der Reisewagen exakt 500 PS, das reicht zwar vollauf für zügiges Vorankommen, ist aber in der neuen, zusehends elektrifizierten Autowelt dennoch eine fast schon
überraschend bescheidene Zahl. Zum Vergleich: Der direkt über dem GTS eingeordnete Panamera Turbo E-Hybrid kommt auf bereits 680 PS, die Elektrolimousine Taycan GTS bietet bereits 700 PS zu einem tieferen Einstiegspreis.
In diesem Falle ist mehr nicht zwingend besser, es zeigt bloss, wie sich die Massstäbe gerade verschieben. Leistung in einem Fahrzeug bekommt bisweilen den Charakter einer beliebig dehnbaren Banalität. Da ist der Panamera GTS eine Art ehrliches Gegenprogramm auf der Grundlage solider mechanischer Werte. Und der Langstreckenporsche enttäuscht einen auch sonst nie. Der kernige Klang aus der Sportauspuffanlage, die überraschende Leichtfüssigkeit in langen, schnellen Kurven oder die satte, aber niemals schwerfällige Lage auf der Strasse sind von einer automobilen Schönheit, die ewigen Wert zu haben scheint.
Wenn es am Porsche Panamera GTS etwas auszusetzen gibt, sind es eher nachgelagerte Aspekte. Die Bedienung über Menüs und Untermenüs auf dem berührungsempfindlichen Bildschirm wirkt teilweise seltsam indirekt und verschachtelt für ein Auto, das beim Hersteller immer noch als Sportwagen verstanden wird. Und der Kofferraum ist für ein langstreckentaugliches Fahrzeug aufgrund der Karosserieform gerade so ausreichend. Aber das sind Details, und Kleinlichkeit ist nicht angebracht. Im Panamera GTS in den Sonnenuntergang zu rasen, ist schliesslich eine grundlegende Erfahrung.
Von Stuttgart nach Nürnberg in der Dämmerung mit 180 km/h? Das kann nicht sein.
Ob Porsche zukünftig ihren Elektroschrott noch zu solchen Preisen und überhaupt noch verkaufen kann, wage ich stark zu bezweifeln. Darum noch schnell, vor dem Lichterlöschen, einen potenten Verbrenner kaufen, der auch als Gebrauchtwagen preisstabil bleibt.
Ein Technologiezeitalter & eine Schlüsselindustrie mit sehr fortgeschrittener Ingenieurskunst geht zu Ende. Und somit auch die damit verbundene Wohlstandsphase mit Freiheit & einem gewissen Individualismus. Platz gemacht haben sie einer neuen langweiligen gleichgeschalteten Uniformiertheit wie sie in der DDR allgegenwärtig war. Echter Individualismus & Lebensfreude waren nur den oberen Apparatschiks vorbehalten. Heute zelebriert das gemeine Volk konforme links grüne Wokeness als Lebensgefühl.