Im Land der Pioniere war sie eine Pionierin. Jael Dajan war eine der ersten Feministinnen Israels, und sie trat vor den meisten ihrer Zeitgenossen dafür ein, dass das Wort «Schalom» nicht nur eine Grussformel, sondern ein erstrebenswertes Ziel sein müsse. Da sie die Tochter des legendären israelischen Verteidigungsministers und Hobby-Archäologen Mosche Dajan und eine Nichte des israelischen Staatspräsidenten Ezer Weizman war, waren die Scheinwerfer der Nation stets auf sie gerichtet. In jungen Jahren war sie eine skandalumwitterte Frau, die nichts verpassen wollte. Gerade einmal zwanzig Jahre alt, galt sie als Mitglied des Tel Aviver Jetsets und war ein fester Bestandteil von berauschenden Partys, wie ihr Lieblingsblatt später festhalten sollte.

Aber Jael Dajan wollte mehr und profilierte sich später als Polit-Kämpferin und Friedensaktivistin. Sie sprach sich für die Gründung eines palästinensischen Staates aus. 1993 traf sie sich heimlich mit PLO-Chef Jassir Arafat in Tunesien, was damals für israelische Bürger illegal war. Sie war zudem eine der ersten und prominentesten Stimmen des Landes, wenn es um die Rechte der Frauen ging.

Politisch engagierte sie sich freilich erst nach dem Tod ihres Vaters. Danach sah man sie während zwölf Jahren in der Knesset, wo sie häufig in Opposition zu den konservativen und religiösen Parlamentariern war, die ihre Gesetzesinitiativen oft «krank» fanden. Als sie in der Knesset keinen Sitz mehr eroberte, stieg sie in die lokale Politik ein, war während zehn Jahren im Tel Aviver City Council und wurde stellvertretende Stadtpräsidentin. Sie starb nach einem erfüllten Leben am Samstag im Alter von 85 Jahren in Tel Aviv.