Um die Ausgangslage für die folgenden Betrachtungen oder Behauptungen gleich transparent darzulegen: Elektroautos sind eine sehr feine Sache, in Bezug auf Technik und Komfort sind sie sogar für viele Alltagsanwendungen Modellen mit Verbrennermotor überlegen. Trotzdem gibt es ungelöste Fragen – etwa zu den Rohstoffen oder den benötigten Strommengen. Und es gibt alternative Antriebe, die den «Battery Electric Vehicles» (BEV) in gewissen Situationen überlegen sind: Dazu gehört die Wasserstoff-Technologie mit Brennstoffzellen (FCEV), die asiatische Hersteller wie Toyota und Hyundai längst erfolgreich lanciert haben und die etwa bei Kälte oder Reichweiten-Zuverlässigkeit besser abschneidet.

Unter den europäischen Herstellern steht BMW kurz vor Serienstart mit einer Variante des SUV X5. Zurzeit sind die Hydrogen-Varianten des iX5 als Testflotte unterwegs, kürzlich hatte ich die Gelegenheit, mit einem solchen Pilot-Modell durch die Schweiz zu fahren. Statt einer grossen Batterie voller Lithium und anderer wertvoller Rohstoffe verfügt der iX5 über einen Wasserstoff-Tank. In der Brennstoffzelle wird aus Wasserstoff (H2) dann durch eine chemische Reaktion elektrischer Strom, der wiederum den Elektromotor im Heck antreibt. Tanken geht so schnell wie bei einem Benziner, in drei bis vier Minuten ist der H2-Speicher gefüllt, und das geht so einfach wie der Anschluss eines Schlauches an den Wasserhahn im Garten.

Die alternativen Antriebe sind die Antwort auf eine Vorgabe, welche die Politik – vor allem in Europa – gemacht hat und die im Grundsatz sinnvoll erscheint: Der CO2-Ausstoss der individuellen Mobilität soll gesenkt werden. Das Problem ist die ebenfalls politische Verengung auf eine einzige Technologie. Fachleute, die ergebnisoffen denken, sind überzeugt, dass die alleinige Wette auf Elektromobilität nur verloren werden kann. Bei BMW ist man überzeugt, dass Wasserstoff die Lösung ist, denn H2 ist ein sinnvoller Speicher für überschüssigen Strom, der bei flatterhaften Quellen wie Sonne und Wind zusehends anfällt.

«Wasserstoff ist das fehlende Puzzleteil für emissionsfreie Mobilität, denn eine einzige Technologie wird nicht ausreichen, um klimaneutrale Mobilität weltweit zu ermöglichen», sagt etwa Oliver Zipse, der Vorstandsvorsitzende der BMW AG. Aber auch andere Fachleute, mit denen ich über das Thema gesprochen habe und die sich etwa bei der Empa mit dem Thema befassen, sind überzeugt, dass es keine Energie- (und Verkehrswende) ohne Wasserstoff geben wird.

Im BMW iX5 Hydrogen kommen während der zwei Testwochen jedenfalls nie Zweifel auf, dass diese Technologie nicht ebenso sinnvoll und gut ist wie elektrische Autos mit Lithium-Ionen-Akkus.

BMW iX5 Hydrogen

Motor/Antrieb: 2 Wasserstoff-Tanks, Brennstoffzelle, Elektromotor; Leistung: 401 PS / 295 kW; Fassungsvermögen Wasserstofftanks: 6 kg; elektr. Reichweite (WLTP): 504 km; Beschleunigung (0–100 km/h): ‹ 6 sec; Höchstgeschwindigkeit: über 180 km/h; Verbrauch (WLTP): 1,19 kg/100 km; Preis: noch unbekannt