Das Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) an der Universität Luzern hat wieder einen Coup gelandet. Mit einer Studie über Lohndifferenzen zwischen Verwaltung und Privatwirtschaft erregte es vergangene Woche in vielen Zeitungen und Portalen Aufsehen. Über Tage hinweg. Und schliesslich trat am Sonntagabend IWP-Direktor Professor Christoph A. Schaltegger zur Hauptsendezeit in der «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens mit seinen Befunden vors Publikum, dies direkt neben der Bürgenstock-Berichterstattung.

Die Studie bestätigt frühere ähnliche Befunde des IWP, nach denen der Staat bei gleichen Qualifikationen deutlich höhere Löhne bezahlt als die Privatwirtschaft. In einer Art hoheitlicher Privilegierung.

Kurz: Wer in der Verwaltung arbeitet, empfängt im Vergleich mit der Privatwirtschaft eine Zusatzprämie in seinem Lohn. Dieser Bonus macht gemäss IWP-Berechnungen beim Bund 11,7 Prozent aus, bei den Kantonen 5,4 Prozent und in den Gemeinden 4,5 Prozent. Mit einem anderen Lohndaten-Set kommt man auf eine positive Differenz für die Bundesverwaltung von 13,9 Prozent, auf 2,3 Prozent bei den Kantonen und auf ein leichtes Minus von 0,5 Prozent in den Gemeinden.

Dass die Zahlen in der Öffentlichkeit mit so viel Aufsehen einschlugen, deutet darauf hin, dass das ökonomische Denken in der Bevölkerung ziemlich wach ist. Aber um dieses anzusprechen, ist eine genaue Untersuchung der Daten nötig und das ist eine wichtige Leistung des IWP: herausfinden, wie genau die Stellen beim Staat mit den Stellen in der Privatwirtschaft zu vergleichen sind. Das kann man nicht einfach öffentlichen Statistiken entnehmen, das ist wie Detektivarbeit.

Die Lohnprämie verblüfft, ja empört viele, die vom Gefühl her der Ansicht sind, für eine sichere Stelle beim Staat müsste man, wenn schon, eher ein Lohnminus in Kauf nehmen, also jedenfalls nicht mit einem Bonus bedacht werden.

Die Bevorzugung der Staatsstellen deutet darauf hin, dass der Arbeitsmarkt stark manipuliert wird. Auf Bundesebene sind die Lohnprämien am höchsten. Das ist insofern gut erklärbar, als da die normalen Bürger die Verwaltung viel weniger wirksam kontrollieren können als in den Kantonen und vor allem in den Gemeinden. So können Bürokraten auf oberster Ebene mehr nach Gutdünken schalten und walten, Stellen ausbauen, eigene Löhne nach oben schrauben, als dies in der Gemeinde möglich ist.

Das ist auch ein Grund, warum die kantonalen Politiker und Verwaltungen immer mehr Gesetze zusammen mit dem Bund machen wollen, Bundesmittel sind Schmiermittel.

Das IWP hat sich in seiner dreijährigen Karriere in der Schweiz bereits eine profilierte Stellung in der Wirtschafts- und Politikforschung erarbeitet – sicher auch, weil es den Leuten ökonomische Gedankengänge zutraut.

 

Warnung vor Dollar-Schwäche

Man wird kribblig, wenn man schaut, wie die amerikanischen Börsenkurse den europäischen davoneilen, und dies seit längerem. Wie Peter Kugler, Ökonomieprofessor an der Universität Basel, im Blog des Wirtschaftsinstituts WWZ darlegt, lagen die Börsenindizes bis zur Finanzkrise 2007/09 ziemlich nah beisammen, dann blieb «die Preisentwicklung an den europäischen Märkten gewaltig hinter derjenigen des US-Marktes zurück».

Der Dow Jones Industrial habe sich seit 1994 verachtfacht, während der Schweizer SMI und der europäische FTSE 100 «nur» mit einem Faktor 2 bis 3 gewachsen seien.

Das ist die halbe Sicht. Die andere Hälfte betrifft die Wechselkursentwicklungen. Berücksichtigt man die Erstarkung des Frankens gegenüber Dollar, Pfund und Euro, ebnen sich viele Differenzen ein. Jedenfalls aus der Sicht des Schweizer Investors sind ausländische Aktienanlagen in Franken relevant.

Kuglers Berechnungen der Kursentwicklungen zeigen, dass die amerikanische Börse und der SMI bis 2016 im Gleichschritt liefen, dass dann aber die Amerikaner davongezogen sind. Und jetzt? Auf die USA setzen?

Kugler warnt vor allzu viel Euphorie bezüglich der amerikanischen Aktienanlagen aus Schweizer Sicht: «Das Problem besteht darin, dass der Dollar schon seit ein paar Jahren stark überbewertet erscheint.» Seit etwa drei Jahren betrage die Abweichung der Dollar-Notierung vom Langfristtrend-Wechselkurs zum Franken rund 15 bis 21 Prozent, so dass längerfristig mit einer starken Abwertung des Dollars zu rechnen sei. Leider, so Kugler, sei das Timing dieser Korrektur nicht vorhersehbar und die Absicherungskosten von Dollar-Anlagen gegenüber dem Franken seien sehr hoch.

Die 3 Top-Kommentare zu "Schlagerthema Staatslöhne"
  • herby51

    Das Problem in der Schweiz ist einfach die Macht-und Geldgier unserer Politiker.Und wer nichts kann,das heisst keine Chance hat in der Wirtschaft einen Spitzenjob zu bekommen,wird Politiker.Darum haben wir so ein unmögliches niveauloses Parlament.Jeder will viele Verwaltungsratsitze und Lobbyisten.Charakter gibt es in der Politik nicht mehr,das ist ein Fremdwort.

  • Killy

    Überbezahlt und unterbeschäftigt. Man muss den Finger unerbittlich auf die Wunde legen.

  • werner.widmer

    Ein englischer Wirtschaftsautor schrieb einmal: Das unethischste Ziel eines freien Menschen sei eine staatliche Stelle zu ergattern.