Der Fall von Patrick Brown macht Schlagzeilen. Im September beschrieb der amerikanische Klimaforscher in einem Online-Beitrag, wie er eine Studie über Waldbrände manipuliert hat. Er habe den Einfluss der Erderwärmung auf Brände überbetont und andere Ursachen übergangen. So habe er sicherstellen wollen, im renommierten Fachblatt Nature publizieren zu können.

Brown beklagte, dass Wissenschaftler, die mit ihrer Forschung Erfolg haben möchten, das Narrativ der schlimmen Erderwärmung bedienen müssten. «In der Klimawissenschaft geht es inzwischen weniger darum, die Komplexität der Welt zu verstehen, als vielmehr darum, als eine Art Kassandra zu dienen und die Öffentlichkeit eindringlich vor den Gefahren des Klimawandels zu warnen.»

 

Zweifel an der Objektivität

Das Geständnis von Brown schreckt auf. Es stellt die Seriosität eines Forschungszweigs in Frage, der wie kein anderer die Politik beeinflusst. Wird nicht immer wieder betont, wie objektiv Klimawissenschaftler arbeiten würden?

Wer die Klimaforschung kritisch verfolgt, ist über den Bericht von Brown allerdings wenig überrascht. Denn seit langem tauchen Klagen von Forschern auf, wonach sie kaum Chancen auf Publikation hätten, wenn ihre Resultate dem angeblichen Schrecken der Erderwärmung entgegenstünden. Sie müssten gar mit dem Karriereende rechnen, wenn sie den wissenschaftlichen Mainstream in Frage stellten.

Entsprechende Erfahrungen musste Peter Ridd machen, australischer Physiker und Meereswissenschaftler. Er hatte es gewagt, den Untergangsszenarien zum Great Barrier Reef, dem weltgrössten Korallenriff, zu widersprechen. Ridd kam als Forscher zum Schluss, dass der Klimawandel das Riff keineswegs bedrohe. Folglich hatte Ridd, der das Korallenriff seit den 1980er Jahren erforscht, seine Kollegen an der James-Cook-Universität herausgefordert. Diese warfen ihm «unkollegiales Verhalten» vor. Im Mai 2018 entliess die Universität Ridd als Professor. «Ich wurde gefeuert, weil ich der Orthodoxie bezüglich des Zustands des Great Barrier Reefs entgegentrat», sagte er 2021 zum Nebelspalter.

Wie die Orthodoxie in der Klimaforschung funktioniert, ist seit 2009 bekannt. Damals gelangten Tausende vertraulicher E-Mails von führenden Klimaforschern an die Öffentlichkeit. So konnte man etwa nachlesen, wie sich diese Forscher mit ihren Kollegen darüber unterhielten, auf welche Art sie Kritiker von Fachmagazinen und Berichten fernhalten wollten – immer mit dem Ziel, die Bedeutung des Klimawandels aufzubauschen.

 

Unliebsame Publikationen

Ein Mail war von Phil Jones von der University of East Anglia und war an seinen Kollegen Michael Mann von der Pennsylvania State University gerichtet. Jones schrieb, er werde versuchen, unliebsame Publikationen aus den Berichten des Weltklimarats herauszuhalten, «auch wenn wir dafür neu definieren müssen, was begutachtete Publikation bedeutet».

Offenbar sind solche Machenschaften bis heute erfolgreich. Jedenfalls stellte die Climate Intelligence Foundation, ein internationales Netzwerk aus kritischen Forschern und Journalisten, im letzten Frühling eine «enorme Voreingenommenheit» der Berichte des Weltklimarats zugunsten schlechter Nachrichten fest. Einschlägige wissenschaftliche Publikationen würden übergangen, wenn sie skeptisch seien – etwa die des amerikanischen Umweltwissenschaftlers Roger Pielke jr.

Fast alle Klimawissenschaftler seien von der menschengemachten Erderwärmung überzeugt, bekommt man immer wieder gesagt. Angesichts der beschriebenen Vorgänge ist es allerdings kein Wunder, dass man kaum abweichende Meinungen vernimmt.

 

Alex Reichmuth ist Redaktor beim Nebelspalter.