Die westliche Klimapolitik scheiterte so wie erwartet. Ihr Ziel, die Erwärmung im Vergleich mit etwa 1870 auf 1,5 Grad zu beschränken, war völlig unrealistisch, weil es 2023 schon 1,2 Grad wärmer als 1870 war. Zugleich war die Politik völlig ineffizient und brachte hohe gesellschaftliche Kosten und kaum Klimaertrag: Die hochsubventionierte Elektrifizierung von Verkehr und Heizungen verzögerte die Abschaltung der Kohlekraftwerke. Die hochsubventionierten Solar- und Windkraftwerke brachten Stromüberfluss und -verschwendung, aber auch katastrophale Strommangellagen bei Dunkelflauten.

Und drohende Verbote fossiler Energieträger bewogen deren Anbieter, ihre Ressourcen beschleunigt auszubeuten und in andere Weltregionen zu verkaufen. Aber immerhin: Dank der schnellen technologischen Entwicklung bei Kernkraft und Grosssolaranlagen in Wüstenregionen wurde Strom so billig, dass CO2 nun günstig aus der Atmosphäre gefiltert und endgelagert werden kann. Deshalb erlauben die meisten Länder wieder, Öl und Gas gegen eine kostendeckende CO2-Entsorgungsgebühr zu verbrauchen. So blieb die Erwärmung der Welt auf drei Grad ab 1870, also knapp zwei Grad ab 2023, beschränkt.

Die Ängste vor dem Klimawandel und unheilbaren Schäden waren übertrieben. Verglichen mit anderen Veränderungen, war der Klimawandel wenig bedeutsam. Das Leben von Pflanzen, Tieren und Menschen hat sich durch viele andere Einflussfaktoren weit stärker verändert – durch Wirtschaftswachstum, Bevölkerungswachstum und -schrumpfung, Migration, Hoch- und Tiefbau, Landwirtschaft, Rodungen und Aufforstungen, Luft- und Wasserreinhaltung, Wassermanagement, Begrünung vieler Wüsten, Landgewinnung durch Deichbau, Einschränkung der Lebensräume et cetera.

 

«Klimadiktaturen»

Wenig wichtig blieb der Klimawandel auch verglichen mit den Klimaunterschieden, denen Menschen immer schon ausgesetzt waren (etwa durch Jahreszeiten, geografische Lage, Höhe über Meer, Aufwärmung der Städte), denen sie sich freiwillig aussetzen (etwa durch Wohnort- und Arbeitsortwahl sowie Reisen) und die sie durch Technologie bewältigen können (durch Kühlung, Sturm- und Hochwasserschutz, funktionale Kleidung etc.).

Spannender als die Selbstheilung nach der «Klimakrise» war, wie sich die Welt und die Natur von der Klimapolitikkrise erholen konnten. Mittlerweile ist auch das geschafft. So sind weltweit in den bewohnten Gegenden fast alle Grosswindkraftanlagen wieder abgebaut worden. Leider ging auch das nur auf Kosten der Allgemeinheit, denn viele Betreiber von Windkraftwerken gingen angesichts tiefer Strompreise und vielerorts eingeführter Landschaftszerstörungs- und Lärmabgaben Konkurs.

Interessant war auch die Entwicklung rund um «die Kipppunkte». Sie traten nicht beim Klima auf, sondern in Wirtschaft und Politik. Die enormen Kosten verfehlter Klima- und Energiepolitik brachten vielen Ländern schwere Wirtschaftseinbrüche zulasten von Mensch und Umweltschutz. Und in manchen Ländern führten Einschränkungen der Rechtsmittel gegen interventionistische klimapolitische Massnahmen, hartes Durchgreifen gegen sogenannte Klimalügner und die strikte Durchsetzung internationaler Klimastandards zu Regierungen, die etwas von «Klimadiktaturen» hatten.

Heute glauben viele, die grössten Kosten der Klimapolitik seien die bleibende Schwächung der Demokratie in diesen Ländern gewesen. Nur wenige argumentieren dagegen, die Last der Klima- und Energiepolitik habe ja vielleicht auch autoritäre Regimes in Bedrängnis und so auch eine Stärkung der Demokratie gebracht.

Reiner Eichenberger ist Professor für Theorie der Finanz- und Wirtschaftspolitik an der Universität Fribourg und Forschungsdirektor des CREMA.