Ein Stück weit kommt der Ukraine-Krieg den Klimaaktivisten gerade recht: Putins Öl zurückzuweisen, hilft ihrer Ansicht nach gegen die Erderwärmung, Verzicht gilt als Wohltat für das Klima. Aus dieser Perspektive erscheint klar: Den Erdölverbrauch zurückzufahren, weniger Gas zu verbrennen, Kohle konsequent aus dem Sortiment zu verbannen, gibt Klimapolitikern, Aktivisten und Regierungen das Gefühl, es diene der Klimarettung, wenn sie diese fossilen Energieträger rationieren und so die eigene Wirtschaft, die Unternehmen und Haushalte auf Sparflamme setzen.

In der Schweiz, in Deutschland und Österreich ist das grüne Lager ja der Ansicht, man trage zur Reduktion der weltweiten CO2-Emissionen bei, wenn man jetzt die Sanktionen und Stimmung gegen Russland nutzt, um dem eigenen Land die Energie abzustellen.

Nach dem Motto: Irgendjemand muss ja beginnen mit Einsparungen, wir gehen als Vorbild voran. Das sollte auf den ersten Blick ja eigentlich einleuchten: Was in der Schweiz an Erdöl weniger verbrannt wird, wird dann eben nicht verbrannt.

Die Wirklichkeit ist anders: Das Erdöl, das in der Schweiz gespart wird, wird einfach anderswo verbraucht – die Amerikaner oder Inder machen das gerne, weil der europäische Nachfrageverzicht das Öl auf dem Weltmarkt sogar etwas billiger macht.

Der deutsche Ökonom Hans-Werner Sinn hat immer wieder eindrücklich dargelegt, wie dieser Mechanismus abläuft: Wenn etwa das kleine Deutschland mit gut 2 Prozent des Weltenergieverbrauchs den Ölverbrauch fast stoppt, konsumieren das einfach andere – und Deutschland bezahlt dies mit dem Abwürgen seiner Wirtschaft: ein extremer Preis für null Auswirkung. Noch krasser sind die Proportionen, wenn die Schweiz mit 0,2 Prozent des Weltverbrauchs sich für nichts stranguliert.

Können denn einzelne Länder gar nichts tun, wenn sie das Ziel haben, das Erdölverbrennen zu verringern, die Nachfrage zu drosseln und damit die Reserven zu schonen?

Sie könnten. Wie Sinn darlegt, können die Länder das Öl vor den andern Verbrauchern in Sicherheit bringen, indem sie es kaufen, aber nicht verbrennen. Sie müssten heute also in grossem Stil Erdöl kaufen und es in grosse Silos schütten, die sie dann versiegeln und nie, nie mehr öffnen. Nur dann ist garantiert, dass das darin enthaltende CO2 nicht in die Luft gelangt. Die Ölscheichs hingegen wollen ihren Stoff möglichst vermarkten, bevor die Null-Carbon-Wirtschaft kommt.

Die Klimaaktivisten müssten konsequenterweise also jetzt auch Putin das Öl weiterhin in grossem Stil abkaufen – und es dann aus dem Verkehr ziehen und so CO2-neutral machen. Sie könnten dieses Öl zum Beweis ihrer Klimaschutztätigkeit sogar in durchsichtigen Tanks aufbewahren mit Spazierwegen drum herum, damit die Leute sehen können, was die Organisationen oder die Regierung investieren, um die CO2-Bilanz der Welt zu verbessern.

Klar, man muss dann wohl diese Spazierwege und Silos überwachen wegen all jener Leute, die ausser sich geraten, wenn sie sehen, wie viel Wohlstand eine konsequent durchgezogene Null-CO2-Politik kostet.

Wertvolles Handwerk

Warum hält sich eigentlich der Kurs der Apple-Aktie so gut? Die Titel grosser Technologiekonzerne haben zum Teil radikal an Wert verloren. Meta (Facebook) ist 43 Prozent weniger wert als Anfang Jahr, Amazon 32 Prozent, Alphabet (Google) 22 Prozent. Apple erscheint mit einem Minus von 18 Prozent solider.

Ein Grund kann sein, dass Apple immer noch stark auf Geräte, Hardware, Gegenstände ausgerichtet ist. Google verkauft geistige, rechnerische Leistungen, quasi Kopfarbeit. Apple auch, aber diese ist eingebaut in Smartphones, Tablets aus Metall, Glas und Kunststoff, die man in die Hand nimmt. Neben der Kopfarbeit kommt die Handarbeit zu Ehren: Geräte, die man in die Hand nimmt, deren Kanten und Rundungen man spürt, man geht sogar in den Laden, um sie zu berühren. Da kommt die Assoziation: Handwerk hat goldenen Boden.

Kosten über Kosten

Der Nationalrat hat die Debatte über Kostenbekämpfung im Gesundheitswesen begonnen.Soeben ging es um die Kostenbremse-Initiative der Mitte. Im Parlament sieht man das Wirken des Gesundheitssektors vor allem unter dem Kostengesichtspunkt, überall sind Kosten. Die Botschaft zur Initiative ist eine perfekte Einstimmung, da kommt das Wort «Kosten» 440 Mal vor, der Begriff «Gesundheit» nur gut 90 Mal. Geradezu vernachlässigt wird der Begriff «Nutzen». Und das Wort «Eigenverantwortung» sucht man vergebens – dies im Zusammenhang mit dem, was als wertvollstes Gut des Menschen bezeichnet wird.