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Als Traute Lafrenz im Sommer 1939 während eines Velo-Ausflugs in der Schweiz einen jungen Mann namens Alexander Schmorell kennenlernte, konnte sie nicht ahnen, welch wichtige Rolle er in ihrem Leben spielen würde. Er ermöglichte ihr später den Zutritt zur Widerstandsgruppe «Weisse Rose», die mit Flugblättern gegen die Hitler-Herrschaft ankämpfte.

Zwei Jahre nach der ersten Begegnung trafen sie sich wieder: in München an der Universität, wo beide Medizin studierten. Schmorell machte Traute mit seinen Freunden bekannt, und gemeinsam besuchten sie Konzerte, gingen wandern oder schwimmen, debattierten literarische Themen.

Doch bald ging es ihnen um mehr als um Freizeitvergnügen. Lafrenz engagierte sich in der «Weissen Rose», die einen höchst riskanten Propagandafeldzug gegen die Nazis führte. In den Jahren 1942 und 1943 verteilte sie Pamphlete, mit denen die Deutschen zum Aufstand gegen das Regime aufgerufen wurden. Dass die Widerstandskämpfer der «Weissen Rose» zur Kommilitonin Vertrauen fassten, verdankte Lafrenz ihrer Zufallsbekanntschaft aus dem Urlaub in der Schweiz: Schmorell gehörte zum inneren Kreis der «Weissen Rose» und war mit den Gründern der Widerstandsgruppe, den Scholl-Geschwistern, befreundet.

Lafrenz spielte in der Widerstandsgruppe zwar eine zentrale Rolle, blieb aber stets hinter der Frontlinie. Ihr Beitrag bestand darin, Kopien eines Flugblatts von München in ihre Heimatstadt Hamburg zu schmuggeln. Zudem versuchte sie, eine Kopiermaschine zu beschaffen, und kümmerte sich um den Papiereinkauf.

Das Ende der Regimekritiker kam schnell. Die Geschwister Scholl wurden vom Hauswart der Universität an die Gestapo verraten und als erste Mitglieder der «Weissen Rose» hingerichtet. Damit war es auch um die anderen Aktiven der Gruppe geschehen. Sie wurden verhaftet und umgebracht. Eigentlich drohte auch Lafrenz dasselbe Schicksal, weil die Gestapo von ihrer Freundschaft mit den bereits Ermordeten wusste. Nach ihrer Verhaftung hatte sie aber mehrere Schutzengel, die sie vor dem Tod bewahrten. Den Rest des Krieges verbrachte sie entweder im Gefängnis oder in Ermittlungsverfahren. Noch im April 1945 versuchten die Beamten des «Volksgerichtshofs», die letzten Reste des Widerstands zu zerschlagen. Lafrenz sollte im Gefängnis von Bayreuth vor Gericht gestellt werden. Ihr drohte die Todesstrafe. Doch wenige Tage vor Prozessbeginn befreite die US-Armee das Gefängnis, und sie wurde gerettet. Lafrenz starb im Alter von fast 104 Jahren am 6. März in den USA, wo sie nach dem Krieg ein neues Leben begonnen hatte. Sie war die letzte Überlebende der Widerstandsgruppe «Weisse Rose», die unter Todesverachtung zum Kampf gegen die verbrecherischen Pläne Hitlers aufgerufen hatte.