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Bischof Vitus ist so, wie er gelebt hat, gestorben: als ein Mann des Glaubens. Es gibt keinen Zweifel darüber, dass er Jesus Christus sehr geliebt hat und sich ihm an erster Stelle als treuer, kleiner Diener verpflichtet fühlte. Ergeben in den Willen Gottes und in völligem Frieden habe ich ihn am Sonntag vor seinem Tod angetroffen.

Bischof Vitus wurde von vielen Menschen geliebt und geschätzt. Für sie war er ein Leuchtturm, der in der Brandung der Zeit nicht wankte. Das darf man nicht ausblenden in der Erinnerung an die aufgeregte und negative Presse und ständige Polemik, die seine Amtszeit als Bischof von Chur begleitete. Als sein Weihbischof konnte ich ihn von nahe erleben, vor allem bei Sitzungen, in Liturgien und Predigten, im Vieraugengespräch, in Telefonaten und Krisensituationen und nach seiner Emeritierung in wirklich freundschaftlichen Begegnungen.

Was viele vielleicht nicht wissen: Bischof Vitus war ein sehr guter Beichtvater mit Betonung auf der zweiten Hälfte des Wortes: Vater. Er war ein geduldiger Zuhörer, der einen nie unterbrochen hat. Seine Ratschläge auf dieser geistlich-sakramentalen Ebene waren weise, verständnisvoll und absolut nicht streng, sondern klug und gütig, nein: erleuchtet.

In seiner Verkündigung war er ein verlässlicher Diener der (Glaubens-)Wahrheit. Viele Gläubige schätzten und bewunderten das an ihm. Schläge hat er bereitwillig hingenommen, üble Nachrede und Demütigungen auch.

Bei Tisch konnte er humorvoll und situativ sehr ironisch sein, was mich manchmal überraschte. Bischof Vitus liess nicht jeden Menschen an sich heran. Im Umgang war er immer freundlich. In Sitzungen konnte er auch einmal eindringlich und entschieden seinen Standpunkt vertreten, ohne aber jemals laut zu werden.

Bischof Vitus war ein sehr treuer Beter. Rosenkranz und Brevier, Heilige Messe: Da gab es nie die geringsten Abstriche oder Nachlässigkeiten. An jedem Wochenende war er in Pfarreien. Er hat mehr durch seine theologischen und kirchenpolitischen Positionen seine Gegner provoziert als durch seine Persönlichkeit, seinen Charakter und sein Wesen. Letzteres hatte bis zuletzt etwas Kindliches und Frommes im besten Sinn des Wortes. Deshalb mochten ihn die Gläubigen in der persönlichen Begegnung.

Ich blieb immer beeindruckt davon, wie er allen Menschen verziehen hat, so weit ich es beurteilen kann oder mitbekommen habe. Er war nicht nachtragend. Er ging einfach seinen Weg und blieb auf seiner Linie. Er wurde nicht böse auf Menschen, schon gar nicht auf seine entschiedenen Gegner. Insofern war er ein Lamm. Als ein solches habe ich ihn auch im Sterben wahrgenommen: sanft, ergeben und verinnerlicht. Er möge in Frieden ruhen und in die Freude seines Herrn eingehen!