Ich habe zwei Firmen: ein Brautmodenhaus und die Pilzschule «Pilzspürnasen». Wir bieten alles rund um Pilze an, mein Hobby ist mein Beruf.
Als Kind ging ich, wenn, dann Morcheln suchen, aber sehr selten. Mein Pilzinteresse entdeckte ich in vollem Ausmass erst später. Mich begeisterte alles, was ich in der Natur finden konnte. Noch heute sammle ich Wildkräuter oder Wildfrüchte.
Nach der Handelsschule mit Berufsmatura arbeitete ich als Informatikerin. Ich wollte dann etwas Eigenes aufziehen und gründete ein Brautmodenhaus, aus Zufall. Ich sah Potenzial darin und habe mich reingearbeitet. Bezug hatte ich keinen, Heiraten fasziniert mich nicht. Ich ziehe Brautkleider nie an, verheiratet bin ich nicht.
Mit dem Pilzle begann ich vor mehr als zehn Jahren privat. Die Firma, die ich mit meinem Mentor gründete, schlug dann ein wie eine Bombe – obwohl ich Pilze gar nicht mag. Ich esse sie selten. Wenn, dann einen ganz frischen, wurmfreien Steinpilz. Das restliche Geschlabber spricht mich nicht an. Ich will sie nur suchen, danach stelle ich sie als Bild in meinen Whatsapp-Status. Ich verschenke, was ich finde.
Im Frühling, in der Morchelsaison, sind wir wie vergiftet unterwegs. Wir wissen, wo wir hinmüssen, je nach Witterung und Arten. Entscheidend ist die Höhe. Ab Juli sind es die hohen Lagen, ab 1500 Meter bis zur Baumgrenze. Sehr oft kehren wir aber ohne etwas zurück. Von September bis November, in der Hauptsaison, bin ich fast täglich im Wald, manchmal den ganzen Tag. Daneben treibe ich Sport, Krafttraining. Und ich tanze, zu Elektro, House, Latin – was gerade so läuft im Ausgang.
In unseren Pilzkursen sind Morcheln am gefragtesten. Das ist die Königsliga. Sie sind schwer zu finden, weil sie unberechenbar sind. Es gibt sie nur während zwei, drei Monaten im Jahr. Und die Gebiete, in denen sie wachsen, werden immer weniger.
Giftpilze sind marginal ein Thema, gehören aber dazu. Um einen feinen Pilz identifizieren zu können, muss man seinen Doppelgänger kennen. Wenn ich den ersten Knollenblätterpilz der Saison sehe – einer der ganz giftigen –, grabe ich ihn aus und präge mir alles genau ein. Nicht wie Anfänger, die oft verdrängen, was sie hören. So passieren Unfälle, die im Spital enden.
Noch viel häufiger kommt es aber vor, dass sich Leute mit Speisepilzen vergiften. Das sind dann Lebensmittelvergiftungen, also unechte Pilzvergiftungen. Jeder Pilz kann giftig sein, wenn er zu alt, falsch gelagert oder falsch gekocht ist. Pilze müssen wie Fische behandelt werden. Ich würde sie nie im Laden kaufen. Auch für bewusstseinserweiternde Pilze werde ich manchmal kontaktiert. Davon lasse ich aber die Finger. Halluzinogene Pilze sind sehr schwer zu dosieren. Zwei Fälle sind mir bekannt: Einer erlebte einen Horrortrip. Ein anderer fiel in ein Loch und wollte in seiner Verzweiflung den Heustock anzünden.
Das Schönste am Pilzle ist das Erlebnis in der Natur, stundenlang im Berner Oberland, mutterseelenallein an den Steilhängen rumzusteigen. Zwar bin ich ein Meitschi vom Land, aber ich entspreche nicht dem Klischee, ich bin nicht alternativ. Ich gebe mich nicht als Pilzsammlerin zu erkennen. Man sieht mir nicht an, wenn ich i d Schwümm gehe. Wenn ich Pilze suche, sehe ich aus wie ein normaler Wanderer.