Potzmusig: SRF. 25. Mai

«Potzmusig», die traditionelle Volksmusiksendung von SRF, hat in der jüngsten Ausgabe den üblichen Rahmen verlassen: Statt aus einer urchigen Dorfbeiz oder pittoresken Landschaft hat man aus Zürich gesendet. Der Grund dafür: Ende Juni findet das Eidgenössische Trachtenfest an der Limmat statt.

«Potzmusig» ist das Überbleibsel eines einst stolzen Volksmusikangebots im Schweizer Fernsehen. Seine Hochzeit hatte es unter der Leitung des legendären Wysel Gyr, der selbst ein aktiver Volksmusiker war. Nach seinem Abgang begann die stetige Verkleinerung des Formats. Heute gibt es die Sendung nur noch vierzehntäglich, nur noch im Vorabendprogramm und zeitlich sehr begrenzt – am vergangenen Samstag waren es gerade mal dreissig Minuten. Sie wurden präsentiert von Nicolas Senn, einem jungen, sehr sympathischen Hackbrettmusikanten.

Damit ist die Schweiz das einzige Alpenland, das der Volksmusik nur noch einen sehr bescheidenen Sendeplatz zugesteht. Das österreichische Fernsehen pflegt die Volksmusik reichhaltig auf beiden Kanälen, und der Bayerische Rundfunk (BR) tut das ebenfalls; so sendet er jeden Sonntagabend fast zwei Stunden zur besten Zeit. Die Botschaft beider Sender ist, dass Tradition und Heimat gepflegt werden müssen.

Dort erinnert man sich noch an das Wort von Stefan Zweig, dass der Verlust von Heimat eine «Gleichgewichtsstörung» des Menschen bewirke. Oder mit Wysel Gyr: «Ländlermusig isch meh als nume Düderle, Örgele und uf de Bassgiige Fiengge.» Es ist Heimat.

By the way: Gyr war Ressortchef Heimat; das gibt es auch nicht mehr bei SRF.