Die Grünliberalen feierten am Wochenende in Rüschlikon hoch über dem Zürichsee ihr Zwanzig-Jahr-Jubiläum. Der Zeitpunkt ist kein einfacher. Die erfolgsverwöhnte Partei erlebte schon bessere Zeiten. Die GLP verlor am Sonntag im Aargau und in Basel die kantonalen Wahlen, wie schon vorher in Schwyz, Thurgau und Schaffhausen.Trotzdem muss der Gruppierung an dieser Stelle ein Kränzchen gewunden werden – insbesondere Partei-Mitbegründer Martin Bäumle. Dem Zürcher Dauernationalrat – seit 2003 in der Grossen Kammer und von 2007 bis 2017 nationaler Präsident – ist das bemerkenswerte Kunststück geglückt, die Partei dauerhaft als politische Kraft in der Schweiz zu etablieren.

Dabei hat die GLP ein eigenes Profil. Sie ist die einzige Partei, die sich neben der SVP in der wichtigsten Frage für das Land – dem Verhältnis zur Europäischen Union – klar positioniert. Während SP, Grüne, Mitte und FDP schwanken und nie klar sagen, was sie eigentlich wollen, sind die Grünliberalen so klar pro Brüssel, wie die SVP dagegen hält.

Diese Positionierung verdanken sie Bäumle, der seinen Kurs immer durchgezogen hat. Die Anhänger der GLP sind sich bewusst, was sie an ihrem altgedienten Politikfuchs haben. Deshalb verzeihen sie ihm, dass sich Bäumle – selbst mit einer Ukrainerin verheiratet und ein Kenner des Landes – beim Konflikt in Osteuropa eine eigene, vor der Parteilinie abweichende Position vertritt. Bäumle ist seit Kriegsausbruch nämlich davon überzeugt, dass Verhandlungen der einzige Ausweg aus diesem Krieg sind.