Die Budgetdebatte im Zürcher Gemeinderat barg vergangene Woche Sprengkraft. Beispielsweise stellte die SVP Anträge, künftig Parkbussen in reduziertem Umfang auszustellen – und auch diverse Radargeräte aus dem Verkehr zu ziehen. Ihre Argumente: Die Stadtpolizei Zürich solle nur dort Bussen einziehen, wo es auch der Verkehrssicherheit diene. Auf Parkbussen für Autofahrerinnen und Autofahrer sei zu verzichten – dafür seien gefährlich agierende Autolenker und Velofahrer zu kontrollieren. Die links-grüne Mehrheit sah dies freilich anders – und schmetterte die SVP-Anträge ab.

Dass die Budgetbalance diversen linken Politikern aber gar nicht so wichtig ist, zeigen nun Videoaufnahmen aus dem Parlamentssaal, die auf der Onlineplattform von 20 Minuten publiziert wurden. Dort ist zu sehen, wie Parlamentarierinnen und Parlamentarier während der heissen Debatte mit ganz anderen Dingen beschäftig waren: mit Videospielen, Stricken oder dem Anschauen von privaten Fotos.

Ein 20-Minuten-User kann sein Unverständnis darüber nicht zurückhalten: «Bei der Budgetdebatte ging es um das Geld des Zürcher Volkes und wie es eingesetzt wird. Als ich sah, dass einige Volksvertreter lieber gamen, Bilder anschauen oder stricken, fühlte ich mich als Steuerzahler verar****.»

Zwar sei es ihm bewusst, dass sich Sitzungen teils in die Länge zögen und auch langweilig sein könnten. Wenn man aber als Steuerzahler solche Videos in den sozialen Medien sehe, hinterlasse dies einen faden Beigeschmack.

Konkret handelte es sich bei den «geistig Abwesenden» um die Gemeinderats-Mitglieder Matthias Probst (Grüne), Hannah Locher (SP) und Monika Bätschmann (Grüne). Bätschmann schaute sich zum Zeitpunkt, als das Video entstand, Fotos an. Locher war am Stricken, und Probst beschäftigte sich mit einem Open-World-Game auf dem Laptop.

Dominik Waser (Grüne) fühlt sich von der Berichterstattung in seiner Privatsphäre gestört. Im Rat sagte er: «Offensichtlich waren gestern Abend Journalisten vor Ort, die Freude daran haben, auf den Bildschirm der Ratsmitglieder zu schauen.»

Er hoffe deshalb, dass der Artikel des Journalisten nicht publiziert werde: «Wir finden dies höchst problematisch und würden uns darum auch rechtliche Schritte vorbehalten», so Waser.

Der Beobachter reibt sich verwundert die Augen – und erinnert sich an seine Schulzeit. Dort hatte man ihm einst gesagt, dass man besser auf die Wandtafel als aus dem Fenster schaut. Aber für Politiker, die den Gemeinderatssaal als Hobbyraum betrachten, gilt dies offenbar nicht. Da bleibt nur eine Schlussfolgerung: Hopfen und Malz ist verloren.