Die Vereinten Nationen haben bei einem ihrer Klimagipfel beschlossen, dass die alten Industriestaaten den aufstrebenden Ländern dieser Welt von 2020 an jährlich rund 100 Milliarden Dollar überweisen, damit diese Projekte realisieren, die dem Klima helfen. Zu der Summe hat Deutschland nach Angaben des von Annalena Baerbock geführten Aussenministeriums 2021 genau 8,1 Milliarden Dollar beigetragen. Ein Grossteil dieses Geldes stammt aus dem Etat für Entwicklungshilfe. Der Beitrag Deutschlands soll nach dem Willen von Baerbocks Klimabeauftragter, der ehemaligen Greenpeace-Funktionärin Jennifer Morgan, in den nächsten Jahren steigen.

Das Problem: Niemand weiss so genau, wo das Geld eigentlich hinfliesst. Denn einheitliche Richtlinien, was als Klimafinanzierung gilt, gibt es nicht. Um dennoch dahinterzukommen, wie die Riesensummen ausgegeben werden, untersuchten Reporter der Nachrichtenagentur Reuters und Big Local News, einem Journalismus-Programm der Stanford University, Tausende von Aufzeichnungen, die die Länder bei der Uno eingereicht hatten, um ihre Beiträge zu dokumentieren.

Ergebnis: Italien half einem Einzelhändler bei der Eröffnung von Schokoladen- und Gelatinegeschäften in ganz Asien. Die Vereinigten Staaten boten ein Darlehen für die Erweiterung eines Küstenhotels in Haiti an. Belgien unterstützte den Film «La tierra roja», eine Liebesgeschichte, die im argentinischen Regenwald spielt. Und Japan finanziert ein neues Kohlekraftwerk in Bangladesch und einen Flughafenausbau in Ägypten.

Von Baerbock sind in dieser Hinsicht bislang keine Anekdoten bekannt – allerdings auch nicht das Gegenteil. Falls sie wirklich hier mehr Geld investieren will, wäre es interessant zu wissen, wofür.