Es ist schwer vorstellbar, dass eine Berufslehre vor zwanzig oder dreissig Jahren leichter zu bewältigen war als heute. Aber geht es nach der Gewerkschaft Unia, müssen die Ansprüche massiv gestiegen und die Ausbildung unerträglich geworden sein.

Eine Umfrage ergab, dass rund 30 Prozent der Lernenden «ständig erschöpft» seien. Ein Arbeitstag dauere zu lange, und der Lohn sei zu tief, so einige der Kritikpunkte. Die untergeordnete Rolle, zu der auch mal eine Putzarbeit gehört, stösst ebenfalls vielen sauer auf.

Wenn die Beispiele, die 20 Minuten aus der Befragung herauspickt, die schlimmsten Fälle sind, dann gilt wohl der alte Werbespruch für eine Erfrischungspastille: «Sind sie zu stark, bist du zu schwach.»

So brach eine angehende Bekleidungsgestalterin in Absprache mit der Familie die Ausbildung ab, weil sie laut eigenem Bekunden «erschreckende Erfahrungen» gemacht habe. Diese bestanden darin, dass ihre Arbeit gelegentlich als «nicht gut genug» kritisiert wurde. Was, könnte man argumentieren, Teil des Lernprozesses ist.

Ein junger Mann aus Basel wollte Bäcker werden, schmiss aber ebenfalls hin. Unter anderem, weil er «teils schwere Mehlsäcke» habe tragen müssen. Vielleicht hatte er vor Beginn der Ausbildung die Vorstellung, jede Dorfbäckerei sei mit Transportbändern ausgestattet.

Laut Unia herrschen in der Schweizer Ausbildungslandschaft «alarmierende Zustände». So würden über 92 Prozent der Befragten «Stress am Arbeitsplatz» empfinden.

Die Frage ist natürlich, ob es Sinn macht, wenn Lernende erst nach Abschluss erfahren, dass Arbeit in der Tat mit Stress verbunden sein kann. Und ob sie dann damit umgehen können, wenn man ihnen schon in der Lehre vermittelt hat, das dürfe nicht so sein.