Die Liste der Rekorde von Lionel Messi füllt das Telefonbuch einer argentinischen Kleinstadt.
Unter anderem: am meisten Tore in der Gruppenphase der Champions League (71). Am meisten Tore in der Champions League für einen einzelnen Klub (120). Am meisten Ballon-d’Or-Auszeichnungen (7). Die meisten Tore in der spanischen Liga (474). Die meisten Länderspiele für Argentinien (171). Die meisten WM-Tore für Argentinien (12). Über 1000 Pflichtspiele für Klub und Land. Der erste Spieler, der für Argentinien bei vier verschiedenen WM-Endrunden getroffen hat.
Der wichtigste Titel, der Gewinn der Weltmeisterschaft, aber fehlt dem 170 Zentimeter kleinen Fussball-Riesen noch. Am nächsten Sonntag in Doha könnte sich dies ändern. Und jeder Fussball-Romantiker hofft innig, dass es sich ändern wird.
Im Halbfinal gegen Kroatien ist Lionel Messi die überragende Figur. Er dribbelt, tanzt und zaubert, als gäbe es kein Morgen. Angepeitscht von Zehntausenden von argentinischen Fans, verwandelt er in der 34. Minute einen Penalty mit einer Überzeugungskraft, als wolle er das Schicksal der ganzen Nation mit einem einzigen Schuss zum Guten lenken.
In der 39. Minute legt er Julian Alvarez an der Mittellinie den Ball auf den Fuss – und dieser läuft, läuft und läuft – und trifft zum 2:0. Und in der 69. Minute dribbelt Messi wie einst Maradona durch den kroatischen Strafraum und spielt den perfekten Rückpass auf Alvarez: 3:0. Messi streckt seinen tätowierten rechten Arm in den Himmel.
Argentinien singt und lacht. Und Kroatien ist bedient.
30 Minuten war der WM-Finalist von 2018 gleichwertig, wirkte so kontrolliert und gefestigt wie in den fünf vorangegangenen Partien – und durfte auf die weltmeisterliche Kaltblütigkeit hoffen. Zweimal hatten sich die Kroaten (gegen Japan und Brasilien) im Penaltyschiessen durchgesetzt.
Doch an diesem Abend ist das Glück aufgebraucht. Im Weg steht eine Mannschaft, die noch mehr Leidenschaft und Siegeswillen auf den Platz trägt. Und viel mehr Dynamik.
Und die auf einen Mann zählen kann, der am nächsten Sonntag seine Karriere im Alter von 35 Jahren um das goldene Kapitel ergänzen will: Lionel Messi. Lang lebe der Fussball-König aus Rosario!
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, als gäbe es ein Drehbuch um einerseits Messi final krönen zu können und andererseits ein afrikanisches Land aufs Treppchen zu hieven. Aber zum Glück gibt es im Fußball ja keine Korruption.
Bei den Siegen Marokkos gabs Ausschreitungen in westeuropäischen Städten. Was passiert wohl bei einer (wahrscheinlichen) Niederlage heute - und dann noch gegen Frankreich? Apropos: Alle marokkanischen Spieler stehen in europäischen Clubs unter Vertrag. Eine besondere Gemengelage.
Mal raten: Messi singt die Hymne ?