Sie sprach laut, sie sprach theatralisch. Sie fuchtelte mit den Armen – und sie rief zum Klassenkampf im Sinne ihrer eigenen Ideologie und Biografie auf.

SP-Kampffrau Tamara Funiciello wandte sich am Samstag am Rande der Pride in Bern – einem Umzug für die LGBTIQ-Gemeinschaft, an dem (schätzungsweise) 8000 Menschen teilnahmen – an die Anwesenden auf dem Bundesplatz.

Dabei richtete sie das Wort an die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni – sprach davon, dass in Padua Kinder keine gleichgeschlechtlichen Eltern mehr haben dürfen. Der Eintrag der zweiten Mutter oder des zweiten Vaters werde in ihren Geburtsurkunden gestrichen.

Die Konklusion von Funiciello: «Kinder verlieren rückwirkend auf dem Papier einen Elternteil. Giorgia Meloni nimmt uns gerade unsere Kinder weg.»

Die Menge reagierte mit Empörung – pfiff und buhte (in Richtung Italien).

Und Funiciello bediente sich ihrer Muttersprache: «Sona una donna, amo una donna, a non per questo sono meno donna.» («Ich bin eine Frau, ich liebe eine Frau, und das macht mich nicht weniger zu einer Frau.»)

Die Quintessenz aus Ihrer Empörung – pünktlich zum 1. August: Die offizielle Schweiz müsse die Vorkommnisse in Italien verurteilen und Position beziehen: «Queerfeindlichkeit soll endlich als Asylgrund anerkannt werden.» Man müsse sich bewusst sein, dass die Freiheit, die Sicherheit und die Rechte queerer Menschen gerade weltweit in Frage gestellt würden.

Oder mit anderen Worten: Die 10-Millionen-Schweiz rückt immer näher. Und geht es nach Tamara Funiciello, wäre die Regenbogenflagge schon bald die neue Nationalfahne.

Und alle, die sich als Mitglied der LGBTIQ-Gemeinschaft ausweisen könnten, hätten den Schweizer Pass auf sicher.