Viele Hundert Teilnehmer fanden sich am Sonntagabend nach der brutalen Messerattacke auf einen orthodoxen Juden zu einer Kundgebung in Zürich ein. Sie protestierten gegen den zunehmenden Antisemitismus in der Schweiz, auch und gerade in Zürich.

Für die Stadt Zürich ist die brutale Tat eines 15-jährigen eingebürgerten Tunesiers eine Katastrophe. Nicht nur ging der schockierende Vorfall durch die Medien der ganzen Welt, Zürich bildet auch die Heimat der zahlenmässig grössten jüdischen Gemeinschaft aller deutschsprachigen Städte.

An der Kundgebung nahmen denn auch Vertreter fast aller politischen Parteien teil, um ihre Solidarität mit den jüdischen Mitbürgern zu bekunden. Auch die Zürcher Kantonsregierung war am Anlass vertreten.

Auf eine Abordnung der Zürcher Stadtregierung warteten die Organisatoren allerdings vergeblich. Dabei geschah die Schreckenstat auf öffentlichem Raum immerhin im Verantwortungsbereich des rot-grün beherrschten Stadtrates. Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) schickte immerhin mitfühlende Zeilen. Stadträtin und Sicherheitschefin Karin Rykart (Grüne) blieb allerdings ebenso unsichtbar wie ihre Kolleginnen und Kollegen.

Zu einer Demonstration konnte sich das linke Lager von SP und Grünen erst am Montagmorgen im Zürcher Kantonsrat aufraffen. Nämlich, nachdem Tobias Weidmann namens der SVP/EDU-Fraktion die Linke an ihre Mitverantwortung am Antisemitismus erinnert hatte: durch einseitige politische Parteinahme im Nahostkonflikt und durch Duldung des Asylchaos inklusive des damit verbundenen importierten Antisemitismus.