Sie trägt eine teure Langhaarperücke und ein Spürchen Lippenstift, sitzt im Familienausschuss im Bundestag und zeigt dort freigebig, was sie hat. Man sieht BH und Dekolleté nebst Bauch unter elegant geblümter durchsichtiger Unterwäsche.

Während Beatrix von Storch in bürgerlich-anständigem Look zweimal von der Bundestagspräsidentin zur Ordnung gerufen wurde, weil sie den Kollegen Ganserer mit dem Namen genannt hat, mit dem er im Abgeordnetenverzeichnis steht, scheint «Tessa» die Würde des Hohen Hauses mit ihrem verwegenen Look nicht zu beleidigen, obwohl, naja, das Outfit eher in die Bar nachts um halb zwei passt. Und vielleicht noch nicht einmal dahin.

Unpassend oder nicht: Ich frage mich langsam, an welchem Vorbild sich die Männer, die lieber Frauen wären, eigentlich orientieren. An heutigen Frauen offenbar nicht.

«Tessa» – nun ja, sie mag es halbseiden. Ich glaube nicht, dass andere Bundestagsabgeordnete in diesem Outfit ihrer Aufgabe als Volksvertreter nachgehen würden. Eine andere Ikone des Transfrauismus, Georgine Kellermann, einst Georg, scheint sich eher an den fünziger Jahren zu orientieren – er/sie/es steht zum eigenen schütteren Haupthaar, bevorzugt Kostüm und Blusen und bewundert sich als die schönste Frau überhaupt.

Caitlyn Jenner wiederum, einst, als Bruce, ein erfolgreicher Zehnkämpfer, zeigt sich schon mal aufgedonnert wie eine Operndiva.

Sind Transfrauen also die besseren Frauen? Oder neigen sie einfach öfter zu schlechtem Geschmack?

Vielleicht kenne ich nicht genügend Transmänner – also Menschen, die nicht länger Frauen sein wollen – , aber sie kommen mir immer unauffälliger und bescheidener vor als Transfrauen. Haben sie womöglich ein treffenderes Männerbild?