Die Brandmauer zwischen dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und der AfD scheint nicht sakrosankt. Bei einem Antrag im deutschen Bundestag für einen Untersuchungsausschuss zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie, der t-online vorliegt, nimmt die neu gegründete Partei von Sahra Wagenknecht erstmals explizit die Unterstützung der AfD in Kauf. Die Oppositionspartei hatte sich in der Vergangenheit für eine umfassende Untersuchung der Corona-Massnahmen ausgesprochen. Stephan Brandner, stellvertretender Bundessprecher der AfD, sagte dazu, man werde dem Antrag «selbstverständlich und jederzeit» zustimmen.

Der Antrag des BSW ähnelt in einigen Punkten den Forderungen der AfD. So kritisiert er beispielsweise die «politische Einflussnahme auf das Robert Koch-Institut» und wirft der Bundesregierung vor, «abweichende Meinungen im öffentlichen Diskurs unterdrückt» zu haben. Diese Vorwürfe stützen sich unter anderem auf die sogenannten «RKI-Files», die belegen sollen, dass Entscheidungen in der Pandemie nicht auf wissenschaftlicher, sondern politischer Grundlage getroffen worden seien.

Für das BSW steht die Unterstützung der AfD nicht im Vordergrund. Sahra Wagenknecht betonte gegenüber t-online: «Einen solchen Antrag nicht einzubringen, weil ihn auch die AfD unterstützen könnte, wäre kindisch.» Allerdings bleibt der Erfolg des Antrags fraglich.

Um die nötige Mehrheit für die Einsetzung des Ausschusses zu erreichen, wäre die Unterstützung von mindestens 183 Abgeordneten erforderlich. Selbst mit den 78 Stimmen der AfD und den zehn BSW-Abgeordneten fehlen noch rund 95 weitere Unterstützer aus anderen Fraktionen. Eine Einigung mit der oppositionellen Union oder den Ampel-Parteien scheint jedoch ausgeschlossen.