Die Verhandlungen zur Anhebung der Schuldengrenze in den USA stecken in einer Sackgasse fest. Plötzlich scheint Präsident Joe Biden weniger zuversichtlich. Ein Zahlungsausfall der US-Regierung droht Anfang Juni. Die mühseligen Verhandlungen über eine Erhöhung der Schuldenobergrenze in den USA wurden nach anfänglich positiven Signalen abrupt unterbrochen.

Sind wir überrascht? Nun, nicht wirklich.

Es ist wie eine altbekannte Show, die jedes Jahr zu Silvester im Fernsehen läuft. «Dinner for One», der berühmte Sketch mit dem betrunkenen Butler, gehört zum festen Bestandteil des Silvesterprogramms und ist wohl die meistwiederholte TV-Sendung. Genauso vorhersehbar sind auch die Verhandlungen zur Schuldenobergrenze in den USA.

Doch ein Zahlungsausfall der USA wäre nicht so dramatisch, wie es auf den ersten Blick erscheint. Es mag absurd klingen, aber der Schuldenberg der USA wächst und wächst unerbittlich weiter. Er hat mittlerweile die Marke von 31,9 Billionen Dollar erreicht.

«Who cares?», um mit den Worten von Roger Schawinski zu sprechen. Jeder weiss, dass am Ende doch wieder ein Deal gemacht wird. Und vielleicht könnte eine solche Verschnaufpause an den Börsen sogar von Vorteil sein.

Lasst uns die Dinge klarstellen: Ein Zahlungsausfall bei den US-Schulden wird nicht den Untergang der Welt herbeiführen. Technisch gesehen wäre es nicht der erste Zahlungsausfall, und weitere könnten folgen. Die Republikaner würden sich sicherlich über einen Fauxpas von Biden freuen, am besten mit einem US-Rating-Downgrade.

Die Märkte könnten aufgrund der daraus resultierenden Rezession einen stärkeren Rückgang erfahren. Dies passt gut zu den derzeitigen Wünschen der Federal Reserve. Obwohl das Weisse Haus mit einem Börsenabsturz von 45 Prozent rechnet, wird sich der Markt voraussichtlich sportlich schnell erholen.

Ein sanfter Zahlungsausfall, ein «Soft Default», könnte tatsächlich vorteilhaft für die Wirtschaft sein. Man könnte es mit einem kontrollierten Waldbrand vergleichen, der neues Wachstum ermöglicht.

Wenn man darüber nachdenkt, welcher Vermögenswert in solch unsicheren Zeiten am besten standhaft bleibt, kommt einem unweigerlich die Kryptowährung Bitcoin in den Sinn.

Im Gegensatz zu Gold, das der Kontrolle der Zentralbanken und Rohstoffabteilungen unterliegt, erweist sich Bitcoin als widerstandsfähig gegenüber solchen Turbulenzen. Seine dezentrale Natur bietet Schutz vor wirtschaftlichen Unsicherheiten, jedoch auch eine hohe Volatilität, vergleichbar mit dem stolpernden Butler im berühmten Sketch.

Auch andere «Teflon»-Vermögenswerte wie die Chip-Hersteller könnten eine Korrektur erfahren.

Die Aktien von Nvidia, einem der grössten Computer-Chip-Produzenten, verzeichneten einen beeindruckenden Anstieg von über 116 Prozent, der auf Spekulationen im Bereich der künstlichen Intelligenz, einem aufkommenden Trend sowie einer erwarteten Zinspause der US-Notenbank basiert.

Die Hoffnung auf eine vorübergehende Fed-Pause ist enorm, und der Markt setzt nun auf mögliche Zinssenkungen im weiteren Jahresverlauf. Natürlich bleibt das nur eine Hoffnung, denn wenn es darum geht, sich einer harten geldpolitischen Bremsung der US-Notenbank entgegenzustellen, lautet die Devise: «Don’t fight the Fed!»

Die andere altbekannte Börsenweisheit «Sell in May and go away» besagt, dass die Aktienmärkte in den Sommermonaten in der Regel eine schwächere Performance aufweisen als in anderen Jahreszeiten.

«Same procedure as every year» – das trifft nicht nur auf den Silvester-Sketch zu, sondern auch auf die Verhandlungen zur Schuldenobergrenze in den USA.