Plötzlich war die «Critical Mass» nur noch eine unkritische Minderheit. Wer am Freitag um 18 Uhr am Bürkliplatz in Zürich eine massive Ansammlung an Velofahrern erwartet hatte, wurde enttäuscht. Der Entscheid des Statthalters, dass der monatliche Veloumzug durch die Stadt als politische Demonstration zu werten ist und damit eine Bewilligung benötigt, genügte, um die versammelten Trittbrettfahrerinnen und Krawalltouristen in ihre Kinderzimmer zu verscheuchen.

Niemand kann der Polizei vorwerfen, dass sie ihren Auftrag mit übertriebener Härte umgesetzt hätte. Die Hüter des Gesetzes walteten ihres Dienstes mit auffälliger Zurückhaltung und schon fast sanftmütig. Man will die eigene Wählerschaft schliesslich nicht vergraulen. Aber allein die Präsenz der Obrigkeit genügte, um den Aufmüpfigen den Wind aus den Segeln zu nehmen – beziehungsweise den Pedaltritt zu neutralisieren. Aus dem Protestzug von rund tausend Teilnehmern wurde ein versprengtes Grüppchen, das kaum genügt hätte, um eine Radsport-Equipe (von dreissig Personen) zu bilden.

Die Quintessenz des Freitagabends in Zürich: Der Widerstandsgeist der Velo-Demonstranten verflüchtigt sich schon beim blossen Anblick eines Polizisten. Und so schlimm kann es um die Weltlage nicht bestellt sein, dass allein bei der Androhung einer Busse plötzlich kaum mehr jemand demonstrieren mag. Oder mit anderen Worten: Die Velo-Aktivisten haben sich am Freitagabend selber diskreditiert.

Sie sind nicht viel mehr als ein Produkt des Zeitgeistes und eine Ansammlung von wohlstandsverwahrlosten Pseudo-Rebellinnen. Deshalb die Hoffnung im Sinne des gesunden Menschenverstands: Die Velo-Demo am Freitag war die letzte Etappe der selbsternannte Weltretter – und das Ende des Spuks im Feierabendverkehr.