Als die Weltwoche vor ihrer Wahl 2018 schrieb, Amherd sei eine überwertete Aktie, sie habe nicht das Format für den Bundesrat, gingen sogleich alle Medien dazu über, die Oberwalliserin hochzujubeln. Zeitungen und Fernsehen schrieben die Brigerin, die im Nationalrat bis dahin eine unauffällige Erscheinung gewesen war, derart in den Himmel, dass niemand ernsthaft mehr gegen sie anzutreten wagte. Ständerätin Heidi Z’graggen, die zu einer Alibi-Kandidatur bekniet wurde, stand auf völlig verlorenem Posten.

Sechs Jahre später ist die Ernüchterung gross. Egal, was Amherd tut, kaum eine Zeitung schreibt noch etwas Gutes über die Walliserin. Erst in den letzten Tagen kam sie wieder einmal unter Beschuss, weil wichtige und teure Armeeprojekte finanziell in Schieflage geraten waren. Eigentlich machte Amherd in der Ausübung ihres Amtes als Verteidigungsministerin zeitweise einen etwas überforderten Eindruck. Das machte sich spätestens dann so richtig bemerkbar, als Bundeskanzler Walter Thurnherr Ende 2023 abtrat und ihr als inoffizieller Ratgeber nicht mehr zur Seite stehen konnte. Ihre persönliche Beraterin Brigitte Hauser-Süess vermochte diese Lücke nicht zu füllen.

Wie hilflos, ungeschickt und unüberlegt sie seit Thurnherrs Rücktritt bei bundesrätlichen Vorlagen agierte, zeigte sich zum Beispiel darin, dass sie anfänglich einem langsameren Ausgabenwachstum bei der Armee in der Landesregierung zustimmte, ein paar Wochen später aber eine Vorlage in den Bundesrat trug, die genau das Gegenteil von dem war, was der Bundesrat entschieden hatte. Das trug ihr viel Kritik ein und machte sie bei anderen Bundesräten wie Karin Keller-Sutter nicht gerade beliebt. Hartnäckig hielt sich während ihres Präsidialjahres auch das Gerücht, sie werde auf Ende 2024 zurücktreten. Amherd dementierte dies im Fernsehen SRF und tritt nun im Frühjahr 2025 zurück.

Was kann man sonst dazu sagen? Danke, Frau Amherd, dass sie in Pension gehen. Es ist der beste Entscheid, den Sie in den letzten sechs Jahren getroffen haben.