Mit 50 Personen hatten die Organisatoren gerechnet. Am Ende waren es rund 250 Linksaktivisten, die am Samstag in Einsiedeln, dem Wohnort von Alice Weidel, ihrer Frau und den beiden Kindern, Stimmung gegen die Kanzlerkandidatin der AfD machen wollten.

Was dem Weltwoche-Reporter sofort auffiel: Im Demonstrationszug wurde auffallend oft Hochdeutsch gesprochen. Man hatte zwischenzeitlich das Gefühl, in Deutschland unterwegs zu sein. Auch die Parolen erinnerten stark an Demonstrationen aus dem nördlichen Nachbarland, wenn gegen die ungeliebte Oppositionspartei mit Parolen wie «Nazis raus, Nazis raus!» mobilisiert wird.

Doch das Bemerkenswerteste an diesem Nachmittag ist die Solidarität der einheimischen Bevölkerung mit ihrer prominenten Mitbewohnerin und deren Familie. Viele Einsiedler stehen am Strassenrand und bringen lautstark zum Ausdruck, dass sie es unangebracht und deplatziert finden, dass die deutsche Politikerin ausgerechnet an ihrem Rückzugsort im Kanton Schwyz ins Visier von Linksextremen geraten ist. Sie skandieren «Geht nach Hause» und rufen «Alice, Alice, Alice».

Eines ist sicher: Alice Weidel ist im Kloster- und Wallfahrtsort sehr willkommen.

Was hingegen im Dunkeln bleibt: Wer ist die unbekannte deutsche Frau, die aus ihrer Heimat zu der Demonstration im Klosterdorf aufrief und eine Genehmigung für den Aufmarsch beantragte? Und zweitens: Wie hoch sind die Kosten für diesen Anlass, bei dem Dutzende von Polizisten und Einsatzkräften ins sonst so ruhige und beschauliche Einsiedeln kommen mussten, um für Ordnung zu sorgen?