Robert Habeck, grüner Wirtschaftsminister in Deutschland, gibt sich absolut sicher: «Windenergie an Land ist ein Schlüssel für unsere Energieversorgung.» Die Bundesregierung tue alles dafür, den Ausbau zu beschleunigen. «Erste Früchte dieser Arbeit können wir schon ernten: Bei Zubau und Genehmigungen gibt es positive Signale.»

Ehrlicherweise hätte er hinzufügen müssen: Unterm Strich ist der Erfolg ausgeblieben.

Das belegen Zahlen ausgerechnet aus Habecks Bundesumweltamt: Im ersten Halbjahr 2023 ist trotz eines gewaltigen Neubaus von Fotovoltaik- und Windenergieanlagen rund ein Prozent weniger Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt worden als im ersten Halbjahr 2022. Ursache dafür, dass es nicht so lief, wie erhofft, ist schlicht das Wetter. Die Sonne strahlte weniger, der Wind blies schwächer.

Natürlich lässt sich die Entwicklung auch anders darstellen: Weil im aktuellen Jahr deutlich weniger Strom verbraucht wurde, ist der prozentuale Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch gestiegen, schreibt die Habeck-Behörde. Das wäre eine gute Nachricht.

Dahinter steckt jedoch, dass für den Rückgang des Verbrauchs vor allem eine sinkende Industrieproduktion verantwortlich ist. Sie wiederum ist Merkmal einer Rezession. Ursache der Rezession sind unter anderem steigende Energiepreise, die auch der Klimapolitik der Bundesregierung geschuldet sind – womit sich die Katze in den Schwanz beisst.

Eine zweite Klimanachricht, die das Bundesumweltamt hoffnungsfroh stimmt, hat ebenfalls ihre Tücken: Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 stieg die aus erneuerbaren Quellen bereitgestellte Wärme um 5 Prozent. Dahinter steckt, dass der Einsatz «fester Biomasse» steigt, wie die Behörde es nennt und damit Brennholz meint. Umweltverbände halten die Methode für «weder nachhaltig noch klimaschonend» Auch Fernwärme ist laut Definition des Gesetzgebers in Deutschland «grün», weil sie als «unvermeidbare Wärme» aus Produktions-Prozessen angesehen wird. Dabei ist es egal, dass diese Prozesse häufig durch fossile Energieträger befeuert werden. Ein logischer Widerspruch besteht auch darin, dass Strom zur Wärmeerzeugung generell als erneuerbar eingestuft wird, auch wenn er im Winter überwiegend aus Kohle, Gas oder importiertem Atomstrom besteht.

Eine Bilanz, die an der Wahrheit vorbeischrammt, und eine Klimawendepolitik, die auf wackligen Interpretationen beruht, führt nicht zur Akzeptanz der Klimapolitik. Die Bundesregierung und ihr oberster Klima- und Wirtschaftsminister stellen sich selbst ein Bein.